272. Der Sprung in die Tiefe

Der Sprung in die Tiefe

Marie und Julie standen am Rand und sahen in die Tiefe. Beim Blick von hier oben, rutschte ihnen sofort das Herz in die Hose. Sie nahmen sich an der Hand und redeten sich Mut zu.
»Das schaffen wir schon. Das ist gar nicht so schwer, wie alle immer sagen.«
Weit unter ihnen plätscherte Wasser. Schon viele Mutige waren aus dieser luftigen Höhe herab gesprungen. Doch vermutlich hatte es auch schon viele gegeben, die sich von ihrer Angst hatten abhalten lassen.
»Wir müssen es tun, sonst halten uns die anderen für Feiglinge.«
Die beiden Mädchen sahen sich verzweifelt an. Sie spürten ihre pochenden Herzen. Noch nie hatte jemand eine solche Mutprobe von ihnen verlangt. Doch wer dazu gehören wollte, musste auch etwas dafür tun.
»Weißt du was?«, fragte Marie.
»Wir machen die Augen, zählen bis drei und springen dann einfach. Vielleicht ist ja nichts dabei.«
Die anderen Kinder standen um sie herum und feuerten sie an.
»Wir haben wohl keine andere Wahl.«, sagte Julie plötzlich mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Sie zählten bis drei und sprangen.
Rasend schnell ging es in die Tiefe und ganze zehn Zentimeter später landeten die Füße der beiden Freundinnen in der großen Pfütze, die sich auf dem Spielplatz befand.
In diesem Moment kamen zwei Mütter um die Ecke gebogen. Sie hatten einen verzweifelten Ausdruck im Gesicht.
»Oh nein, nicht schon wieder. Warum macht ihr das nur immer wieder.«, sagten sie gemeinsam.
Marie und Julie sahen an sich herab und waren mit ihren patschnassen Schuhen und Hosen zufrieden.

(c) 2009, Marco Wittler

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