530. Nikolaus, wer war in meinem Haus?

Nikolaus, wer war in meinem Haus?

Der Nikolaus war müde. In den letzten Stunden war er um die ganze Welt gereist, war mit seinem dicken Bauch durch unzählige Kamine geklettert und hatte noch mehr Geschenke an die braven Kinder der Erde verteilt. Dabei hatte er die ganze Zeit den Duft von Keksen, Schokolade und anderen Süßigkeiten in der Nase.
»Und dabei bin ich doch gerade auf Diät.«, seufzte er jedes Mal, wenn er etwas Süßes in die Socken an den Kaminen oder in den Stiefeln vor den Türen versteckte.
Trotzdem hatte er tapfer durchgehalten und hatte nicht ein einzige Mal an den Geschenken genascht.
Und nun stand er vor seinem eigenen Haus, gähnte so laut, dass er damit fast die Nachbarn aufweckte und steckte den Schlüssel in sein Türschloss.
»Nanu? Warum geht der denn nicht rein?«, wunderte sich sich der Nikolaus.
»Da stimmt doch was nicht.«
Er rüttelte und schüttelte am Schlüssel. Er bekam sogar Angst, dass dabei er ihn dabei abbrechen könnte und dann auf den Schlüsselnotdienst warten müsste.
»Hm, ganz ruhig bleiben.«
Er zog den Schlüssel wieder aus dem Schloss, steckte ihn langsam zurück und drehte in sanft im Kreis.
»Na also. Geht doch.«
Der Nikolaus gähnte wieder laut, hängte seinen warmen Mantel an die Garderobe und ging in die Küche.
»Jetzt noch eine leckere Tasse Tee und dann gemütlich im Sessel vor dem Kamin einschlafen.«
Darauf freute er sich jedes Jahr. Das wollte er sich auch dieses Jahr nicht nehmen lassen.
Der Tee war schnell gemacht und verbreitete nun seinen Duft durch das ganze Haus. Der Nikolaus schnappte sich die Kanne, eine Tasse und betrat nun das Wohnzimmer. Er ließ sich in den Sessel plumpsen, als er etwas roch.
»Was ist denn das?«
Er sah zu einem kleinen Tischchen, das neben ihm stand.
»Kekse? Schokolade? Süßigkeiten?«
Er wunderte sich.
»Wo kommen die denn her? Die habe ich aber nicht hier stehen lassen. Ich bin doch auf Diät.«
Verzweifelt streichelte er über seinen dicken Bauch. Dann sah er einen kleinen Brief neben dem Zuckerwerk.
»Als Dankeschön, weil du jedes Jahr an uns denkst und und beschenkst.«
Es war eine kleine Aufmerksamkeit der Nachbarskinder.
»Diese Schlingel.«, schmunzelte der Nikolaus. »Haben mir einfach meine Idee geklaut.«
Dann nahm er sich einen Keks, kaute genüsslich darauf herum und freute sich, dass jemand heute an ihn gedacht hatte.
»Das können die Kinder gern jedes Jahr machen. Mache ich meine Diät einfach später.«

(c) 2015, Marco Wittler

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