606. Weihnachtsschrecken

Weihnachtsschrecken

Im Weihnachtsdorf am Nordpol ging es hektisch zu. Jedes Rentier und jeder Weihnachtself war damit beschäftigt, die letzten Vorbereitungen für das Weihnachtsfest zu treffen. Ein paar Geschenke mussten noch gebaut, die anderen eingepackt und mit bunten Schleifen verziert werden. Der Schlitten wurde geputzt und letzten Sicherheitschecks unterzogen, damit unterwegs nichts passieren konnte. Die Hufe der Rentiere wurden blitzblank gereinigt, die Felle gebürstet und die Geweihe hübsch geschmückt.
Hin und wieder sah auch der Weihnachtsmann durch das Fenster seines Büros nach draußen und überzeugte sich, dass alles nach Plan verlief. Danach richtete er seinen Blick wieder auf die vielen Wunschzettel auf seinem Schreibtisch und bearbeitete die Seiten in seinem goldenen Buch.
Nur wenige Tage vor der Weihnachtsmann kam plötzlich Unruhe in das Dorf. Rentiere und Wichtel rannten in großer Panik auseinander und suchten Schutz, wo sie nur konnten. Die einen liefen in die Ställe, andere schafften es bis hinter eine schützende Tür. Und wieder andere konnten sich nur hinter kleinen Kisten verstecken. Von überall waren ängstliche Schreie zu hören.
Der Weihnachtsmann bemerkte dies recht schnell und verließ augenblicklich sein Haus. Was er dann sah, hatte er noch nie zuvor erlebt. Bisher war der Nordpol immer ein friedlicher und freundlicher Ort gewesen.
Von allen Seiten näherten sich grässliche Gestalten. Sie waren Monster, Vampire, Geister, Zombies und mehr gruseliges Gesindel. Sie scheuchten die Bewohner des Weihnachtsdorfs zusammen und erschreckten sie, wo sie nur konnten.
„Was zum Geier ist hier los?“, dröhnte plötzlich die laute Stimme des Weihnachtsmanns über den großen Dorfplatz.
„Was hat das alles zu bedeuten und wer seid ihr, dass ihr so viel Angst über meine Freunde bringt?“
Ein besonders großes Monster, welches der Anführer sein musste, blieb stehen und sah dem Weihnachtsmann ernst ins Gesicht.
„Wir sind die Halloween Armee.“, erklärte es. „Es ist unsere Aufgabe, in der gruseligsten Nacht des Jahres Angst und Schrecken über die Welt zu bringen. Und du wirst uns auch nicht davon abhalten.“
Der Weihnachtsmann seufzte und kramte in seiner Manteltasche. Er holte sein Handy hervor und öffnete den Kalender.
„Meinst du nicht, dass ihr etwas spät dran seid? In drei Tagen ist Weihnachten. Halloween liegt schon fast zwei Monate hinter uns.“
Das Monster riss entsetzt seine Augen auf.
„Wie? Was? Wir sind zu spät?“
In diesem Moment blieben auch die anderen Halloweengeschöpfe stehen und stellten ihre Jagd ein.
„Aber … ääh … wie kann das denn sein? Das ist uns noch nie passiert.“
Ein verlegenes Lächeln schlich sich in das Gesicht des Monsters.
„Tut uns leid. Das war nicht unsere Absicht.“
Es griff sich an den Kopf und zog ihn hoch. Darunter kam ein anderer Kopf zum Vorschein. Das Monster war nur ein Kostüm gewesen. Darin steckte kein Geringerer als der Osterhase.
„Okay Leute. Halloween ist vorbei. Ihr könnt eure Kostüme ablegen.“
Nach und nach fielen die Masken und ganz andere Wesen kamen zum Vorschein. Mutter Natur, Väterchen Frost und viele andere.
„Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie anstrengend es ist, mehrere Jobs gleichzeitig zu haben.“, erklärte der Osterhase. „Da kommt man ganz schön durcheinander.“
„Ist schon gut.“, nahm der Weihnachtsmann die Entschuldigung an. „Ist ja nichts Schlimmeres passiert.“
Dann lud er die unerwarteten Gäste auf einen entspannenden Kaffee in sein Haus ein.

(c) 2017, Marco Wittler

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