698. Einbrecher

Einbrecher

Es war tief in der Nacht. Der Himmel war stark bewölkt und ließ kein Licht vom Mond oder den Sternen zur Erde hinab. Man kommt kaum die Hand vor Augen sehen. Es war also der perfekt Augenblick, um Dinge zu tun, bei denen man nicht beobachtet oder erwischt werden wollte.
Diese dunkle Nacht hatten sich zwei Einbrecher ausgesucht, um ein Haus auszurauben.
Schon Tage zuvor hatten sie es sich ausgesucht. Nun schlichen sie gerade durch den Vorgarten zur Haustür.
»Und du bist dir sicher, dass uns niemand bemerken wird?« fragte der eine.
»Mach dir mal keine Sorgen. Die Leute schlafen tief und fest. Ich hab in den letzten Nächten immer wieder mal an den Rollläden geklopft. Es wurde niemand wach. Die sind so tief in ihren Träumen. Es könnte ein Flugzeug neben dem Haus abstürzen, sie würden es bestimmt nicht hören.«
»Haben sie auch keine Hunde? Du weißt, dass ich keine Hunde mag. Die sind immer so bissig zu mir.«
»Nein. Es gibt hier keine Hunde, du Hasenfuß. Und jetzt halt deine Klappe und mach die Tür auf.«
Sie hockten vor der Haustür, holten einige Werkzeuge aus einer Tasche und wenige Sekunden später war der Weg frei.
Die Einbrecher betraten den Flur und sahen sich im Schein einer kleinen Taschenlampe um.
Der erste Weg führte sie ins Wohnzimmer, wo sie alle Schränke und Schubladen durchsuchten. Alles, was teuer und wertvoll aussah, kam in einen Rucksack, der sich schnell füllte.
Dann ging es weiter zur Küche, durch den Keller und zum Schluss in die nächste Etage.
»Wenn wir jetzt besonders still sind, schaffen wir es sogar, das Schlafzimmer auszurauben.«
Sie nickten sich zu und schlichen weiter. Doch dann ertönte plötzlich ein lautes, quietschendes Geräusch.
»Verdammt! Was war das?«
Das Licht der Taschenlampe wanderte nach unten. Auf dem Fußboden lag ein gelbes Quietscheentchen.
»Weg hier!«
Die Einbrecher ließen nicht nur den Sack mit ihrem Diebesgut fallen, sondern auch ihre Werkzeuge. Dann nahmen sie die Beine in die Hände und rannten aus dem Haus.
Kurz darauf kamen die verschlafenen Familienmitglieder in den Flur.
»Was ist denn das für ein Lärm?«, wollte Nele wissen, die gerade aus ihrem Kinderzimmer gekommen war.
Papa sah sich alles genau an, was auf dem Fußboden lag.
»Oha. Es waren Einbrecher hier im Haus. Aber irgendwas hat sie offensichtlich vertrieben.«
Nun sah auch Nele, was er meinte.
»Ha!«, rief sie. Sie sind auf mein Quietscheentchen getreten. Das ist die perfekte Alarmanlage. Sagt also nie wieder, dass ich meine Sachen nicht auf dem Boden liegen lassen darf.«
Papa lachte.
»Na gut. Ausnahmsweise hast du mal Recht. Dein Zimmer musst du aber trotzdem weiterhin.«

(c) 2019, Marco Wittler

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