699. Aufräumen

Aufräumen

Mama kam ins Kinderzimmer und und musste schon beim ersten Schritt aufschreien. Sie war mit dem Fuß auf einen kleinen Baustein getreten.
»Verdammt, Max!«, schimpfte sie los. »Warum musst du auch immer alles auf dem Boden rumliegen lassen? Ich habe dir schon oft genug gesagt, dass du alles aufräumen sollst, womit du nicht mehr spielst.«
Sie sah ihn grimmig an.
»Tut mir leid, Mama. Ich wollte das eigentlich später machen. Jetzt habe ich gerade was anderes zu tun.«
Mama sah ihren Sohn verdutzt an.
»Wie? Du was anderes zu tun? Was denn?«
Max grinste. »Ich lese gerade ein Buch und das ist so spannend.«
Mamas Gesicht verfärbte sich rot.
»Jetzt wird hier aufgeräumt, mein Freund. Sofort! Wenn ich das nächste Mal rein komme, ist dein Zimmer picobello. Haben wir uns verstanden?«
Max nickte nur und legte seufzend sein Buch zur Seite.

Ein paar Minuten später war Mama schon wieder da. Sie hatte einen Stapel Wäsche auf dem Arm liegen, den sie in den Schrank legen wollte. Vorsichtig tapste sie über den Boden. Sie wollte nicht noch einmal einen Baustein unter ihrem Fuß finden.
»Du kannst ganz normal gehen.«, sagte Max, der bereits wieder in seinem Lesesessel saß und schmökerte.
»Hab ich dir nicht gesagt, dass du aufräumen sollst?«
Max grinste.
»Ja hast du. Und ich bin schon fertig.«
Mama stutzte. Fertig? Wie konnte der Junge jetzt schon fertig sein? Sie legte die Wäsche im Schrank ab und sah sich um. Tatsächlich war das Kinderzimmer komplett aufgeräumt. Kein einziges Spielzeug lag mehr auf dem Spieleteppich am Boden. Selbst der Teppich lag nicht mehr vor der Tür.
»Wow.«, kam es Mama über die Lippen. »Jetzt bin ich aber beeindruckt. So schnellst warst du doch noch nie. Wie hast du das denn geschafft?«
»Ich hab mich halt beeilt.«
Mama nickte anerkennend und verließ das Kinderzimmer wieder.
Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah Max zur Zimmerdecke hinauf. Dort hing der Spieleteppich, den mit mehreren Seilen nach oben gezogen hatte. Und dort befand sich auch sein gesamtes Spielzeug.
»Das mache ich jetzt immer so.«, war er stolz auf sich.

(c) 2019, Marco Wittler

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*