706. Wo sind die ganzen Nüsse?

Wo sind die ganzen Nüsse?

Es war mitten im Winter, als der Wind drehte, die Kälte fort blies und warme Luft mit sich brachte. Der Schnee schmolz schnell dahin und machte den grünen Wiesen im Stadtpark Platz.
Dieses warme Wetter war auch Schuld daran, dass Eichhörnchen Fritz seine Winterruhe unterbrach und Hunger bekam.
Müde, gähnend kroch Fritz aus seinem Bett, rieb sich die Augen und warf dann einen Blick nach draußen.
»Ja ist denn schon Frühling oder was?«, fragte er sich und sah zur Sicherheit auf dem Wandkalender nach. Es war allerdings erst der 21. Januar.
»Viel zu früh. Da draußen in der Natur gibt es bestimmt noch kein Futter. Jetzt muss ich an meine Notreserven gehen. Wenn ich bloß wüsste, wo die geblieben sind.«
Fritz kletterte aus seinem Nest und kletterte am Baum hinab. Unterwegs traf er auf seinen besten Freund. Max, ebenfalls ein Eichhörnchen war auch auf dem Weg zum Frühstück.
»Hey Max.«, rief Fritz. »Kannst du dich noch erinnern, wo wir im Herbst die ganzen Nüsse versteckt haben?«
Max zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. »Nee, du weißt doch, wie vergesslich ich immer bin. Ich hatte gehofft, dass du besser Bescheid weißt.«
Sie ärgerten sich. Jetzt mussten sie, wie in jedem Winter zuvor auch, sich auf die Suche machen und jeden einzelnen Baum und Busch in der Umgebung unter die Lupe nehmen.
»Ich bin mir sicher, dass wir noch einen Rest unter der alten Eiche versteckt haben.«, versuchte Fritz seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
»War es nicht die Linde?«, kam ihm Max zu Hilfe.
Doch weder am ersten, noch am zweiten Ziel wurden sie fündig.
»Ich hab so ein ungutes Gefühl, dass wir jedes Jahr das gleiche Versteck benutzt und es im Winter dann vergessen haben.«, war Fritz verzweifelt.
In diesem Moment kam ein Mensch vorbei. Mit schnellen Schritten joggte er durch den Park. Doch dann begann er schnaufen und brauchte eine Pause. Er lehnte sich einer alten Buche an, deren Rinde unter seinem Gewicht zerbrach.
Aus dem offensichtlich hohlen Baum ergossen sich tausende Nüsse, die den Jogger unter sich begruben.
Fritz klatschte sich vor die Stirn und grinste.
»Ach da ist unser Versteck. Da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen.«
»Das sind ja Notreserven aus mindestens zehn Jahren.«, begeisterte sich Max.
Die beiden Eichhörnchen liefen zum Nusshaufen, griffen sich so viel Futter, wie sie tragen konnten und kletterten dann in das Nest von Fritz, um gemütlich zu futtern.

(c) 2019, Marco Wittler

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