721. Wetterbericht im Freien

Wetterbericht im Freien

Es war herrlichstes Frühlingswetter. Die Temperaturen waren angenehm warm, die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel und es bewegte sich kein einziges Lüftchen. Es war der perfekte Tag, um mal mit der Arbeit nach draußen zu gehen.
Das dachten sich auch ein paar Leute vom Fernsehen. Mitten im Wald hatten sie sich eine große, grüne Lichtung ausgesucht. Es war eine Kamera aufgebaut worden und gegenüber eine Leinwand, auf der eine Landkarte abgebildet war.
»Wir sind in fünf Sekunden auf Sendung!«, rief jemand.
Sofort machte sich der bekannte Wettermann aus dem Fernsehen auf den Weg zu seiner Position. Er stellte sich vor die Leinwand, begann zu Lächeln und wartete darauf, dass an der Kamera ein rotes Licht zu leuchten begann. Dann ging es los.
»Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich begrüße sie zum Wetterbericht. Wie es Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, befinden wir uns heute nicht in unserem gewohnten Studio, sondern haben uns bei schönstem Frühlingswetter nach draußen gewagt, um die angenehmen Temperaturen zu genießen. Das wirkt sich natürlich auch auf unsere Wetterkarte aus.«
Stolz zeigte der Wettermann auf die Leinwand.
»Wir haben auf einen großen Monitor verzichtet. Stattdessen werde ich nach und nach Wolken oder Sonnen oder Regensymbole auf die Karte kleben, wie man das noch vor einigen Jahrzehnten täglich in den Nachrichten sehen konnte.«
Er nahm eine Schale in die Hand und grinste breit.
»Heute allerdings gibt es im ganzen Land kaum Unterschiede. Deswegen habe ich das große Glück, dass ich überall Sonnen aufkleben darf. Die Temperaturen bewegen sich in Bereich von 18°C bis 20°C. Es bleibt nahezu windstill.«
Doch genau in diesem Moment geschah etwas. Der Boden unter dem Fernsehteam begann zu wackeln. Immer wieder mussten sich die Leute an Bäumen und Sträuchern festhalten.
»Was ist denn das?«, fragte der Wettermann besorgt? »Ein Erdbeben? Aber wir befinden uns in keiner Erdbebenregion. Das ist ein Ding der Unmöglichkeit.«
Plötzlich setzte starker Wind ein. Die umstehenden Bäume bogen sich gefährlich weit nach unten und drohten umzuknicken.
Wieder konnte sich der Wettermann das nicht erklären.
»Das kann doch gar nicht sein. Die berechneten Wettermodelle haben keinen Wind angezeigt. Irgendwas stimmt hier nicht.«
Mit dem Wind kam ein starker, übel riechender Gestank mit. Es war ein bestialischer Geruch. Man musste sich die Nase zuhalten.
Das Beben wurde immer stärker. Erste Bäume brachen. Und dann kam ein riesiger Kopf über der Lichtung zum Vorschein. Es war der eines Dinosauriers.
»Oh, sorry.«, entschuldigte er sich. »Hätte ich gewusst, dass hier jemand ist, hätte ich nicht gepupst. Oh man, wisst ihr, wie peinlich mir das jetzt ist?«
Dann verschwand er schnell wieder und ließ das überraschte Fernsehteam allein zurück.

(c) 2019, Marco Wittler

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