746. Wandertag

Wandertag

Paul war aufgeregt, denn heute würde Papa sein vor längerer Zeit gemachtes Versprechen einlösen. Sie machten einen gemeinsamen Männerwandertag.
Paul hatte die ganze Nacht kaum geschlafen, so sehr freute er sich auf den Ausflug. Und dann, in der Frühe, noch bevor der erste Vogel zu einem Liedchen anstimmte, war er aufgestanden und hatte sich um seinen Proviant für den Tag gekümmert.
In einer großen Dose lagen nun geschmierte Butterbrote mit Käse, bergeweise frisches Obst und klein geschnippeltes Gemüse. Dazu zwei Flaschen kühles Wasser aus dem Brunnen hinter dem Haus.
Als dann endlich die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont krochen, holte Paul Papa aus dem Bett.
»Los, beeil dich. Heute ist unser Wandertag. Den dürfen wir auf keinen Fall verpassen.«
Papa gähnte herzhaft und kletterte dann langsam und mühselig aus den Federn.
»Bin gleich so weit.«, murmelte er und kroch ins Bad, wo er sich für die Wanderung fertig machte.

Eine halbe Stunde später waren sie dann endlich bereit, sich auf den Weg zu machen. Sie verließen gemeinsam das Haus, winkten Mama noch einmal zum Abschied und begannen ihren Ausflug.
Es ging über Stock und Stein, um Büsche und Bäume herum. Mal führte der Weg eine Steigung hinauf und dann auch wieder herunter. Die Sonne schien ohne Pause vom Himmel herab und wärmte die beiden Wanderer kräftig auf. Hin und wieder zeigte sich, aber nur ganz selten, ein kleines Wölkchen am Himmel. Es war also der perfekte Tag für eine Wanderung.
Nach ein paar Stunden legten Paul und Papa eine Pause ein und wollten sich ein leckeres Butterbrot gönnen. Doch als Paul hinter sich zum Rücken griff, erschrak er. Er hatte den Rucksack mit dem Proviant vergessen.
»Was machen wir denn jetzt?«, fragte er Papa.
Papa zuckte erst mit den Schultern. Dann drehte er sich um und rief nach Mama.
»Kannst du uns vielleicht den Rucksack rüber werfen? Wir haben ihn in der Küche stehen lassen.«
Mama sah aus dem Fenster und lachte. »Ihr seid mir ja ganz tolle Wanderer. Das Wichtigste lasst ihr einfach zurück.« Dann warf sie den Rucksack ihren beiden Männern zu.
»Wie gut, dass wir als Schnecken nicht so schnell kriechen können.«, war Paul froh und sah die zwei Meter zurück, die sie bisher geschafft hatten.

(c) 2019, Marco Wittler

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