747. Der Liebesbrief

Der Liebesbrief

Auf dem Tisch im Wohnzimmer lag zerrissenes Geschenkpapier und mehrere leere Kartons. Davor saß Mama mit einem strahlenden Gesicht.
»Ich hab ehch doch gesagt, dass ihr nicht so viel Geld für mich ausgeben solltet. Ich hab doch nur Geburtstag.«
»Die Handtasche hat dir aber so gut gefallen.«, versuchte sich Papa zu rechtfertigen. »Du hast immer wieder gesagt, dass du keine einzige besitzt, die zu einem schicken Outfit passt.«
Sie nickte und war froh, dass sie nun etwas Passendes zu ihrem neuen Kleid bekommen hatte, dass sie beim nächsten Hochzeitstag tragen wollte.
»Und die Geldbörse war bestimmt auch sehr teuer.«, sagte sie weiter.
Ihre Tochter Chiara zuckte grinsend mit den Schultern. »Sie soll halt zur Handtasche passen. Außerdem hab ich im Laden bemerkt, wie gern du sie dir selbst gekauft hättest.«
Ja, das stimmte wirklich.
Das letzte Geschenk war von ihrem Sohn Fabio gekommen. er hatte sich ganz besonders viel Mühe gegeben und Mama ein Heft mit ein paar schönen Geschichten gemalt und geschrieben.
»Da hast du dir aber wahnsinnig viel einfallen lassen.«, lobte ihn Mama. »Du weißt halt, wie gern ich selbst gemachte, persönliche Geschenke mag.«
Nacheinander drückte sie jedes einzelne Familienmitglied an sich.
»Und nun lasst uns Kuchen essen.«
»Nicht so schnell.«, hielt Papa sie auf und holte einen Briefumschlag aus seiner Hosentasche, den er Mama überreichte.
»Was ist denn das?«, fragte sie neugierig und öffnete ihn.
»Oh, ein Liebesbrief.«, freute sie sich und las begeistert, was Papa ihr geschrieben hatte.
»… Auch wenn du wieder ein Jahr älter geworden bist, du schaust mit jedem einzelnen schöner aus. Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ich liebe Dich.«
»Das ist richtig lieb von dir.«, sagte Mama und gab Papa einen Kuss.
»Und du wirst jedes Jahr kuschliger.«, scherzte sie und klopfte ihm auf seinen dicken Bauch.

(c) 2019, Marco Wittler

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