745. Chaos im Kinderzimmer

Chaos im Kinderzimmer

Es war spät geworden. Die Uhr zeigte mittlerweile neun Uhr abends. Draußen, hinter den Rollos des Fensters, war es bereits dunkel, höchste Zeit also, um ins Bett zu gehen.
»Es ist höchste Zeit, ins Bett zu gehen.«, sagte Mama und holte ihre Tochter Marie im Bad ab, die schon in ihrem Schlafanzug steckte.
»Hast du auch ordentlich deine Zähne geputzt?«, wollte Mama wissen.
Marie grinste breit und ließ Mama in ihren Mund schauen. »Alles picobello!«, antwortete sie, flitzte an Mama vorbei ins Kinderzimmer und hüpfte aufs Bett.
»Ach du meine Güte!«, seufzte Mama, als sie das Chaos im Kinderzimmer entdeckte. »Hier sieht ja wieder aus.«
Besonders der Anblick des Bettes gefiel ihr gar nicht. Es war übersät mit Plüschtieren.
»Wie willst du denn darin noch schlafen?«, fragte sie.
»Och, ich pass da auch noch irgendwo dazwischen.«, lachte Marie zurück. »Wir kuscheln halt alle so gern zusammen.«
»Ist in Ordnung.«, entschied Mama, da es bereits zu spät zum Aufräumen war. »Aber Morgen machst du hier klar Schiff.«
Dann las sie ihr noch eine kurze Geschichte vor, gab Marie einen Kuss auf die Stirn und schaltete das Licht aus.
»Bis Morgen früh. Und träum was Schönes.«
Mama schloss die Tür und ging zu Papa ins Wohnzimmer.

Es hatte nicht lange gedauert, bis Marie eingeschlafen war. Gerade einmal fünf Minuten waren vergangen. Auf diesen Moment hatten die Kuscheltiere in ihrem Bett nur gewartet. Eines nach dem anderen begann sich zu bewegen.
»Endlich!«, stöhnte eine kleine Ente und streckte sich. »Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sich meine Beine anfühlen.«
»Doch!«, kam es aus einer anderen Ecke von einem kleinen Hund. »Sie fühlen sich wie erstarrt. Erzählst du uns jede Nacht.«
»Sie fühlen sich wie erstarrt.«, sprach die Ente einfach weiter, ohne auf den Hund zu achten.
»Wer als Erster in der Spieleecke ist!«, rief ein dicker Elefant, trötete mit seinem Rüssel und sprang vom Bett.
Die anderen Plüschtiere ließen sich nicht lange bitten und folgten ihm sofort.
Mit lautem Krachen stürzten sie sich in die Spielekisten und begannen, sich jubelnd die Zeit zu vertreiben.
»Macht doch nicht immer so einen Lärm.«, beschwerten sich zwei Tiere, die noch auf dem Bett saßen.
»Wir wollen uns hier gemütlich ein paar Witze erzählen.«, erklärte Hasi.
»Ja, genau.«, stimmte ihm seine beste Freundin, das Einhorn Rosi zu. »Außerdem darf Marie nicht wach werden. Wenn sie entdeckt, dass wir lebendig sind, gibt es bestimmt große Probleme.«
»Ihr erzählt euch lustige Witze?«, staunte der Elefant. »Dürfen wir euch zuhören?«
»Klar doch.«, winkte Hasi die anderen herbei, die sich schon wenige Sekunden später wieder auf dem Bett versammelt hatten.
»Darf ich auch dabei sein?«, war das plötzlich eine weitere Stimme zu hören.
Marie schlug die Decke zur Seite und setzte sich auf. »Ich mag auch lustige Witze hören.«
Einhorn Rosi erschrak und erstarrte. »Aber … du … äh … du solltest doch schlafen.«
»Klar. Weiß ich auch.«, verdrehte Marie die Augen. »Aber ich lass mir doch nicht eure coolen Witze entgehen. Außerdem höre ich euch eh fast jeden Abend dabei zu.«
Rosi erschrak noch mehr. Doch dann entspannte sie sich wieder. Wenn Marie eh schon lange wusste, dass alle Plüschtiere im Kinderzimmer lebten, dann würde das Mädchen auch in Zukunft dieses Geheimnis für sich behalten.
Rosi nickte Hasi zu, der sofort den ersten Witz zum Besten gab und dafür riesiges Gelächter erntete.
So ging es eine halbe Stunde lang, bis Marie müde wurde und einschlief.
Rosi und Hasi bedankten sich bei den restlichen Zuhörern und versprachen, am nächsten Abend neue Witze zu erzählen.

(c) 2019, Marco Wittler

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