Der Weihnachtshirsch
Mitten im Wald, auf einer verschneiten Lichtung, trafen sich ein paar Tiere zu einer Besprechung.
»Ich habe alles besorgt, was ihr mir aufgetragen habt.«, sagte die diebische Elster. »War gar nicht so einfach, an kalten Wintertagen in die Häuser der Menschen hinein zu kommen. Fast jedes Fenster war fest verschlossen.«
Trotzdem hatte sie Glück gehabt. Vor ihr stand ein Sack, der mit bunten Glaskugeln gefühlt war.
»Ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen.«, mischte sich die kleine Maus ein. »Mein Bruder lebt in der Kirche und hat mich hinein gelassen, damit ich Kerzen besorgen konnte. War gar nicht so einfach, die alle hierher zu bringen. Ich bin halt nur eine kleine Maus.«
»Um die Kekse habe ich mich gekümmert.«, war der Fuchs stolz. »Davon gab es auf dem Weihnachtsmarkt ganz viele.«
Dann können wir ja mit unseren Weihnachtsvorbereitungen beginnen.«, beschloss die alte und weise Eule. Jetzt müssen wir nur noch entscheiden, welchen Baum wir fällen und in der Mitte der Lichtung aufstellen.«
Doch dann begann ein Streit. Man konnte sich nicht auf einen Tannenbaum einigen. Der eine war zu groß, der andere zu klein. Dann wieder waren nicht genug Äste und Nadeln dran, mal waren sie zu dicht. Am Ende beschwerte sich das Eichhörnchen, dass es nicht sein könne, dass man für wenige Tage einen Baum fällt und dieser dann nicht mehr gebraucht werden könne.
»Ich futtere die Samen aus den Tannenzapfen. Wenn ihr einen Baum fällt, ist vielleicht nicht mehr genug Futter für mich da. Können wir nicht einfach einen Baum am Lichtungsrand schmücken?«
Aber auch damit konnten sich nicht alle Tiere anfreunden. Der Rand war ihnen zu weit von der Mitte der Lichtung entfernt.
Irgendwann trat ein großes, mächtiges Tier aus dem dichten Wald hervor.
»Es ist schlimm, dass ihr nicht mal zum Weihnachtsfest friedlich etwas beschließen könnt.«, sagte der kräftige Hirsch.
»Jeden Tag streitet ihr unnötig um irgendwelche Kleinigkeiten. Selbst zur Weihnachtszeit hört ihr nicht damit auf. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich habe eine Lösung gefunden, mit der alle zufrieden sein können.«
Alle starrten gebannt auf den Hirsch, während dieser eine kurze Redepause einlegte, um die Aufmerksamkeit jedes anwesenden Tiers zu bekommen.
»Es wird kein einziger Baum gefällt. Es muss auch keiner am Lichtungsrand geschmückt werden. Ihr dürft die Kugeln an mein mächtiges Geweih hängen. Dann stelle ich mich gut sichtbar für alle hier auf und wir feiern gemeinsam Weihnachten.«
Das war eine großartige Idee. Die Tiere des Waldes waren begeistert. Sofort schmückten sie das Hirschgeweih mit Kugeln und Kerzen. Der Hirsch begab sich in die Mitte der Lichtung und wachte den restlichen Abend über die Geschenke, die um ihn herum gelegt wurden.
Jedem Tier, dass sich ihm näherte, wünschte er frohe Weihnachten.
(c) 2019, Marco Wittler
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