864. Ich gab dem Besucher eine Chance (Mann und Manni 17)

Ich gab ihm dem Besucher eine Chance

Es war mitten in der Nacht, als mich ein helles Licht aus meinem Schlaf riss. Beinahe wäre ich von meinem Kratzbaum gestürzt.
Moment! Du fragst dich, warum jemand auf einem Kratzbaum schläft? Nun, das ist ganz einfach. Wenn man ein Kater ist, dann macht man das eben.
Ich schrak also hoch, als mich dieses ungewöhnlich helle Licht ins Auge traf.
Verwirrt kletterte ich nach unten, sprang auf die Fensterbank und sah nach Draußen. Mir wären beinahe die Augen aus ihren Höhlen gefallen. Vor dem Haus schwebte ein fremdartiges Raumschiff.
Ich nahm an, noch zu träumen, denn diese Dinger kannte ich nur aus irgendwelchen schlechten Filmen, die spät nachts im Fernsehen liefen.
Ich zwickte mich in den Po, spürte den Schmerz und stellte fest, dass es kein Traum war. Dort schwebte wirklich ein Raumschiff.
Während ich noch über seine Existenz nachdachte, öffnete sich eine Klappe an der Unterseite. Eine grüne Person stieg aus und ging über eine unsichtbare Treppe zum Boden. Sie oder er kam auf das Haus zu, sah durch das Fenster herein und entdeckte mich. Das war auch nicht weiter schwer, denn in diesem Moment waren unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, lediglich durch eine Glasscheibe getrennt.
»Was willst du hier?«, fragte ich, nachdem ich all meinen Mund zusammen genommen hatte.
Der Außerirdische, der in einen weißen Laborkittel gekleidet war und mich an diverse Entführungen durch UFOs erinnerte, sah kurz zu Boden und setzte dann zu einer Antwort an.
Er bewegte seine Lippen, verstehen konnte ich ihn aber nicht. Das geschlossene Fenster verhinderte eine richtige Kommunikation
Der Alien seufzte, hauchte dann gegen die Fensterscheibe und zeichnete dann Buchstaben aus das vernebelte Glas.
ICH BRAUCHE DEINE HILFE!
stand dort geschrieben. Sofort öffnete ich das Fenster und hörte meinem Besucher gebannt zu.
Er hatte das ganze Universum nach dem größten Ermittlerteam aller Zeiten abgesucht, das mutig und schlau genug war, einen kriminalistischen Fall zu lösen.
Ich war sofort begeistert. Das war genau mein Ding. Ich bat den Außerirdischen, einen Moment zu warten, flitzte ins Schlafzimmer, um den Mann, meinen helfenden Helfer, zu wecken.
Gemeinsam als Mann und Manni hörten wir unserem Auftraggeber zu.
Auf seiner Heimatwelt, am anderen Ende der Galaxie war es zu einem Verbrechen gekommen. Irgendwer hatte das Allerheiligste seines Volkes gestohlen, ein Symbol, dass seit Jahrhunderten verehrt und bewahrt wurde. Es handele sich um einen Gegenstand, den es nur einmal gab, der nicht ersetzbar sei. Doch nun war er weg.
Wir wurden immer neugieriger. Was konnte so wahnsinnig wertvoll sein und wie sollten wir es finden?
Der Alien zeigte uns eine holografische Fotografie. Wir sahen ein paar Sekunden lang verdutzt darauf und begannen schließlich laut zu lachen.
Vor uns sahen wir das Abbild einer ganz normalen Haselnuss, von der es auf der Erde jedes Jahr wahrscheinlich Milliarden gab.
Ich lehnte den Auftrag für die Suche dankend ab und zeigte mit meiner Pfote auf einen großen Strauch, der im Garten stand. Er allein trug gerade hunderte Haselnüsse.
Voll Dankbarkeit warf sich der Außerirdische vor uns auf den Boden und pflückte dann in aller Eile eine Hand voll Nüsse.
Während er in sein Raumschiff stieg und uns uns noch einmal zuwinkte, rief ich ihm etwas hinterher:
»Die Nüsse kann man auch in die Erde legen. Dann wächst daraus ein neuer Strauch.«
Ob er mich verstanden hatte, wusste ich nicht, denn Sekunden später hob er ab und verschwand in der Dunkelheit der Nacht.

(c) 2020, Marco Wittler

Image by janjf93 from Pixabay

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*