Mietz geht über Bord
Es war ein grauer, verregneter Tag, als die Motoryacht zur Pazifiküberquerung aufbrach. Es regnete in Strömen und die Wolken am Himmel wurden immer dunkler und bedrohlicher. Der Kapitän hielt trotzdem an seinem Reiseplan fest. Die andere Seite des riesigen Ozeans sollte pünktlich erreicht werden.
Das schlechte Wetter hielt sich stundenlang über dem kleinen Schiff, zog wie an einer Schleppleine immer hinterher.
Mietz, die kleine Katze des Kapitäns lag auf ihrem Kratzbaum und sah immer wieder nervös nach draußen. Normalerweise machten ihr Seefahrten nichts aus, aber dieses Wetter machte sie nervös.
Plötzlich fuhr ohne Vorankündigung ein Blitz vom Himmel herab und schlug ins Wasser ein, gefolgt von einem Ohren betäubenden Donnerschlag.
Aus dem Regen wurde ein Gewitter, aus dem sich ein waschechter Sturm entwickelte.
Die Yacht wurde hin und her geworfen, von den Wellen durchgeschüttelt. Der Kapitän schnallte sich mit einem Gurt am Steuerpult fest, während Mietz nicht wusste, wo sie sich festhalten konnte.
Die kleine Katze rutschte auf dem Boden im Schiffsinneren von einer Seite zur anderen und fand keinen Halt. Irgendwann floh sie panisch an Deck, wurde von der nächsten Welle erfasst und vom Kapitän unbemerkt über Bord gespült.
Mietz ruderte wie wild mit den Pfoten, versuchte sich krampfhaft über Wasser zu halten. Doch dann fiel ihr ein, dass sie nicht schwimmen konnte.
Immer wieder spülte das salzige Wasser über Mietz hinweg, drückte sie nach unten. Die Katze verlor mehr und Kraft, bis sie irgendwann nicht mehr konnte und sich ihrem Schicksal ergab.
Müdigkeit befiel sie, die Bewegung ihrer Beine wurden langsamer. Mietz spürte die Ohnmächtigkeit kommen und wusste, dass sie nie wieder daraus erwachen würde. Der riesige Ozean würde ihr Grab werden.
Es Stunden vergangen sein, als Mietz die Augen wieder öffnete. Der Sturm war abgeflaut, die Sonne wieder zum Vorschein gekommen. Die kleine Katze hatte überlebt.
Mietz fiel wieder ein, dass sie über Bord gespült worden war und sah sich panisch um. Noch immer war sie vom Ozean umringt. Trotzdem spürte sie die Sicherheit eines festen Bodens unter sich. Mietz lag auf einem schwimmenden Stein.
»Ruh dich aus. Du hast Schreckliches erlebt. Ich kümmere mich um dich und bringe dich an Land. Schlaf, kleine Fellnase.«
Es war eine Schildkröte, die Mietz im Sturm aufgesammelt und gerettet hatte. Die Katze lag auf dem großen Rückenpanzer ihrer Retterin.
»Vielen Dank!«, schnurrte Mietz, rollte sich erschöpft ein und ließ sich vom Schlaf übermannen.
Als sie das nächste Mal erwachte, konnte sie am Horizont Land sehen.
(c) 2020, Marco Wittler
Bild: OpenClipart-Vectors auf Pixabay
und noch ein dickes Dankeschön an Derwodaso, der mit seinem tollen Bild auf Twitter die Inspiration zur Geschichte geliefert hat.
So dann verbinde ich mal zwei Challenges und zwar @kreafavo’s #glasvollideen Nr84 :
Schildkröte & Meer und #Catember20 Tag 26 : Wasser
🤷♂️😁 Bildtitel:
Freunde auf grosser Fahrt#faulpelz #colouredpencil#catember #kleineKunstklasse pic.twitter.com/b9OJbKOfuE— Derwodaso (@Revilo_S13) September 26, 2020
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