958. Das lang ersehnte Weihnachtsgeschenk

Das lang ersehnte Weihnachtsgeschenk

Santa Claus war seit Stunden mit seinen Rentieren und dem großen Schlitten unterwegs. Er hatte in vielen Ländern Geschenke verteilt und Millionen Kinder glücklich gemacht.
Mittlerweile war der Sack hinter ihm so gut wie leer. Es lag nur noch ein kleines Päckchen darin, dass auf seinen Besitzer wartete.
»Chef, wir können nicht mehr. Wir brauchen eine Pause.«, rief Rudolph nach Hinten und kämpfte sich mit den anderen Rentieren durch den Schneesturm.
»Können wir das Geschenk nicht ein paar Stunden später ausliefern?«
Santa Claus schüttelte den Kopf.
»Auf keinen Fall. Dieses Geschenk hier ist etwas ganz Besonderes. So ein Geschenk hab ich in meinem sehr langen Leben noch nie verschenkt.«
Er dachte zurück an den Wunschzettel, der ihn vor ein paar Wochen per Brief erreicht hatte. Die wenigen Zeilen darin waren so voll Traurigkeit, aber auch Hoffnung gewesen.
»Wir sind auf dem Weg, ein Leben entscheidend zu verändern. Das duldet keinen Aufschub.«
Er seufzte.
»Es tut mir leid. Ich weiß, dass Weihnachten für euch eine unglaubliche Schufterei ist. Ich glaube wirklich, dass ihr nach so einer langen Nacht und einer noch längeren Reise am Ende eurer Kräfte seid. Sobald wir am Ziel sind, wird es eine lange Pause geben.«
Es sollte noch eine halbe Stunde dauern, bis sie irgendwo im Nirgendwo angekommen waren. Mitten in einem völlig verschneiten Wald landeten sie auf einer kleinen Lichtung.
»Was soll das?«, fragte Rudolph. »Wo sind denn hier die Häuser. Hier lebt niemand.«
Santa Claus stieg vom Schlitten und grinste.
»Wenn ihr wüsstet.«
Er machte ein paar Schritte in die Dunkelheit hinein, schaltete eine Taschenlampe an und richtete sie auf einen kleinen Schneemann, der am Rande der Lichtung stand.
»Ich glaube es nicht. Du bist wirklich zu mir gekommen.«
Die Freude des Schneemanns war riesig.
»Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.«, sagte Santa Claus, hockte sich hin und öffnete das kleine Päckchen.
»Es ist eine besonders schöne Möhre, die ich in meinem eigenen Treibhaus am Nordpol gezüchtet habe.«
Er steckte die Möhre in das Gesicht des Schneemanns, der vor Entzücken laut jubelte.
»Ich habe eine Nase. Endlich hab ich eine.«
Er sog die ihm umgebende Luft tief ein.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön die Welt duftet.«
Eine Träne quoll ihm aus dem Auge, kullerte ein paar Zentimeter an seiner Wange herab und gefror unterwegs am Kinn.
Santa Claus nickte ihm lächelnd zu.
»Es freut mich, dass ich dich glücklich machen konnte.«

(c) 2020, Marco Wittler

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