980. Die Mais-Katastrophe

Die Mais Katastrophe

Mittagszeit. Mama schaltete gerade den Herd aus, während sich der Rest der Familie an den Tisch setzte. Das Essen, etwas Kartoffelpüree, Soße, eine Wurst und etwas Mais. Das alles wurde liebevoll auf den Tellern angerichtet und zum Tisch gereicht.
Papa, die sechsjährige Lilli und die dreizehnjährige Hannah nahmen das Essen dankbar entgegen und warteten darauf, dass Mama sich zu ihnen gesellte.
»Och nee.«, maulte Hannah los, als sie auf ihren Teller blickte. »Mama, der Mais ist völlig verrutscht. Da liegen ein paar Körner in der Soße. Wie soll ich das Essen denn jetzt bei Instagram präsentieren? Meine Follower würden mich auslachen. Jeden Mittag machst du das mit mir.«
Sie ließ die Gabel fallen und schüttelte den Kopf. In diesem Moment wurde das Dachfenster aufgerissen. Ein Seil fiel auf den Tisch herab und ein Mann in Feuerwehruniform ließ sich daran herab.
Auch die Küchentür öffnete sich und weitere Feuerwehrleute stürmten in den Raum.
»Zurück!«, rief einer von ihnen. »Alle zur Seite treten. Raus aus dem kontaminierten Gefahrenbereich. Jetzt kümmern sich die Spezialisten um den Fall.«
Der Mann am Seil, der nun dicht über dem Tisch schwebte, zückte eine Gabel aus seiner Brusttasche, fischte drei Maiskörner aus der Soße, ein weiteres aus dem Püree und ließ sie in einem Taschentuch verschwinden. Anschließend wurde er zurück aufs Dach gezogen.
»In Ordnung.«, sagte der Einsatzleiter. »Der Bereich wurde gesichert und die Verunreinigungen beseitigt. Ihr könnt das Essen und den Instagram Auftritt nun fortsetzen.«
Mit einem breiten Grinsen verschwanden die Feuerwehrleute auf dem Weg, den sie gekommen waren. Die ganze Aktion hatte weniger als eine Minute gedauert.
Hannahs Gesicht verfinsterte sich. Sie blickte Papa.
»Jetzt ehrlich? Du hast deinen Kollegen davon erzählt? Boah, du bist so mega peinlich.«
Sie schnappte sich ihr Handy und verschwand in ihr Zimmer.

(c) 2021, Marco Wittler

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