Lesen unter der Bettdecke
Am späten Abend, die Kinder lagen bereits seit einiger Zeit im Bett, kam Mama auf dem Weg zum Bad an den Kinderzimmern vorbei. Beinahe hätte sie es gar nicht mitbekommen, da Papa aber im Wohnzimmer ein Buch las, war der Fernseher nicht an. Im Haus war es relativ still.
Ein leises Geräusch drang an Mamas Ohr. Es war so leise, dass man es normalerweise nicht hörte oder nicht beachtete. Trotzdem blieb Mama stehen und lauschte.
Da war es schon wieder. Es klang nach raschelnden Papierseiten, die umgeblättert wurden. War da etwa noch jemand wach und las heimlich ein Buch?
Mama öffnete die Tür zu Hannahs Zimmer und warf einen Blick in die Dunkelheit. Nichts zu sehen. Sie wollte die Tür schon wieder schließen, als es erneut raschelte.
»Hab ich dich erwischt.«, flüsterte Mama leise, schlich zum Bett und hob die Decke an. Doch statt ihrer Tochter, die tatsächlich tief und fest schlief, lag dort Hannahs Teddybär. In einer seiner Pfoten hielt er eine Taschenlampe, in der anderen ein Buch.
Erschrocken sah Teddy auf und bekam ein rotes Gesicht. »Tut mir leid.«, sagte er schuldbewusst. »Ich weiß, dass ich schon seit zwei Stunden schlafen sollte. Aber das Buch war so unglaublich spannend. Ich musste einfach wissen, wie die Geschichte ausgeht.«
Er knipste die Taschenlampe aus und übergab sie an Mama. Das Buch legte er ins Regal und kuschelte sich dann wieder zu Hannah unter die Decke.
»Ich werde es auch nie wieder machen. Fest versprochen.«
(c) 2021, Marco Wittler
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