1052. Teddy Knopfbärs Reisebericht (13) – Angst in Ägypten

Teddy Knopfbärs Reisebericht
Teil 13: Angst in Ägypten

Ich rannte um mein Leben. Meine viel zu kurzen Teddybeine gaben ihr Bestes. Dennoch war ich mir sicher, es nicht zu schaffen. Hinter mir hörte ich bereits die Schritte meines Verfolgers immer näher kommen. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis er mich eingeholt hatte.
Mittlerweile fand ich die Idee, eine ägyptische Pyramide von Innen anzuschauen für dumm und gefährlich. Aber es wollte ja niemand auf mich hören. Und nun wurden wir von einer angeblich toten Mumie verfolgt, die uns für immer in ihr Reich entführen wollte.
Meine Begleiter, Plüschhund Woofy und unser Mensch, waren in anderen Seitengängen verschwunden. Wir hatten uns vor Minuten aus den Augen verloren. Ob sie überhaupt noch auf der Flucht waren oder hatte man sie bereits erwischt? Ich wusste es nicht, konnte es nicht sagen.
Ich bog ab, hoffte, den alten Pharao, der in uraltes Klopapier gewickelt war, irgendwie abzuschütteln. Hätte ich doch bloß keine dummen Scherze über seine vergilbten Stofffetzen gemacht. Ich war selbst Schuld.
»Verschwende deine Zeit doch nicht mit mir. An mir ist nichts Schmackhaftes dran. Ich bestehe nur aus Wolle und Füllwatte. Such dir doch lieber einen Menschen.«
Meine Bettelei fruchtete nicht. Ich konnte die Mumie nicht abschütteln. Sie lief mir weiter nach.
Immer wieder warf ich schnelle Blicke über meine Schulter. Warum konnte ich meinen Verfolger hören, aber nicht sehen? Lag er immer eine Biegung hinter mir oder konnte er sich unsichtbar machen? Die ganze Zeit erwartete ich gefährlich rot leuchtende Augen, doch auch die blieben aus.
Irgendwann wurden die Schritte leiser, fielen zurück, verstummten. Hatte ich es tatsächlich geschafft? Ich blieb keuchend stehen, legte meine Plüschpfote auf mein Herz, das wie ein Presslufthammer schlug.
»Langsam atmen. Beruhige dich, Teddy Knopfbär. Wahrscheinlich musst du gleich wieder davon laufen.« Ich versuchte mich irgendwie zu beruhigen, was mir aber nicht so richtig gelang.
Plötzlich legte sich mir eine Hand auf die Schulter. »Habe ich dich endlich erwischt.«, sagte eine tiefe Stimme, die keinen Widerspruch zu dulden schien.
In diesem Moment wurde mir klar, dass ich verloren hatte. Die Mumie hatte mich erwischt. Für mich sollte es kein Entkommen mehr geben. Den Rest meines Plüschtierlebens würde ich wohl in dieser verdammten Pyramide verbringen.
»Ihr habt an der Kasse im Eingangsbereich euer Wechselgeld vergessen.«
Wie? Was? Wechselgeld? Wovon sprach dieses Monster?
Ich sah auf und blickte in die Augen den Kassierers, der uns vor zehn Minuten die Eintrittskarten verkauft hatte. Auch er atmete schwer, war fix und fertig. Trotzdem konnte er mich immer noch anlächeln.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Er war keine Mumie, kein böser Pharao. Mir war nichts passiert. Er drückte mir ein paar Münzen in die Hand und wünschte mir noch viel Spaß.

(c) 2021, Marco Wittler

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