1133. Da war ein Geräusch

Da war ein Geräusch

Es war Abend geworden. Die Sonne ging langsam unter und legte sich hinter dem Horizont zum Schlafen. Der Himmel wurde dunkler und ließ nach und nach die Sterne funkeln. Und während Mensch und Tier langsam ihren Tag beendeten, sie sichere Plätze für die Nacht aufsuchten, wurde es draußen einige Grad kühler. Im Wald wurde es still. Nur das leise Zirpen der Grillen und das Huhu des Uhu waren noch zu hören.
In der Ferne schlug die Glocke der Dorfkirche zwölf Mal. Die Geisterstunde begann. Nun würden sich weder Mann noch Maus vor die Türe wagen. Zu groß war die Angst, von grausigen Gestalten überfallen zu werden.
Zu eben dieser Zeit regte sich etwas auf einer großen Lichtung im großen Wald. In der alten Burgruine, die am Ufer eines kleinen Bachs stand, bröckelten zwei Ziegel vom Wehrgang und fielen ungehört und ungesehen auf den grün bewachsenen Boden.

»Hast du das gehört?«, fragte ein Geist den anderen.
»Nerv mich doch nicht immer mit den vielen Dingen, die du ständig hörst.«, sagte der zweite Geist, der gerade aufgewacht war. »Ich glaube, du bildest dir das nur ein.«
»Nein, nein. Ich bin mir sicher, etwas gehört zu haben. Irgendwas ist draußen auf die Wiese gestürzt.«
Der zweite Geist schüttelte seinen Kopf. Warum musste er sich immer diese Märchengeschichten anhören? Er seufzte und gab nach. »Ist ja schon gut. Wir schweben mal nach draußen und schauen nach dem Rechten.«
Gemeinsam durchdrangen sie die dicken Burgmauern und waren wenige Augenblicke später unter freiem Himmel.
»Puh! Warum ist das so kalt hier draußen? Ist denn schon wieder Herbst?«
Die kalten Temperaturen und der kühle Wind gefielen den beiden Geistern überhaupt nicht. Sie bekamen Angst, dass ihre Laken gefrieren konnten.
»Weißt du was? Ich glaube, ich habe gar nichts gehört. Das war wohl doch nur Einbildung.«
Schnell schwebten sie zurück in das Innere der Burg und verbrachten die restliche Nacht vor dem Feuer im Kamin.

(c) 2021, Marco Wittler


Image by S. B. from Pixabay

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