1189. Der Apfel fällt doch weit vom Stamm

Der Apfel fällt doch weit vom Stamm

Es war ein wunderschöner Herbsttag. Die Sonne stand hoch am blauen Himmel und schickte ihre warmen Strahlen hinab zur Erde. Das Wetter lud richtig dazu ein, auf einer großen Wiese ein gemütliches Picknick zu veranstalten. Doch stattdessen stand hier nur ein einsamer Apfelbaum.
Irgendwann zogen dunkelgraue Wolken auf und ließen hinter sich die Sonne verschwinden. Die Lüfte setzten sich in Bewegung. Winde kamen auf. Die Blätter des Baums raschelten. Doch schon nach mehreren Minuten begann es zu stürmen. Blitze zuckten herab. Ein leises Donnergrollen war in der Ferne zu hören. Ein Gewitter befand sich in der Nähe. Doch noch konnte niemand sagen, ob es sich auf dem Weg zur Wiese befand oder daran vorbei zog. Aber es war auch niemand zugegen, der sich darüber hätte Gedanken machen können.
Mit dem nahenden Unwetter stieg auf die Kraft des Windes und entwickelte sich zu einem leichten Sturm, der die Äste des Apfelbaums erzittern ließ und ordentlich schüttelte. Nach und nach fielen seine Früchte herab und rollten einen Abhang herunter. Sie wurden schneller und immer schneller. Nach wenigen Augenblicken waren sie außer Sicht. Doch das hinderte sie nicht daran, ihren Weg fortzusetzen. Sie kullerten einfach weiter, landeten in einem Bach und wurden vom Wasser weit durch das Land getragen. Erst nach mehreren Kilometern endete das Plätschern an einem tosenden Wasserfall.
Die Äpfel stürzten in die Tiefe, wurden von den Gewitterwinden eingefangen und fort gerissen, bis ich neben einem Bären landeten, der es sich an einem Felsen gemütlich gemacht hatte.
»Schau an.«, freute er sich. »Ich habe es doch immer gesagt. Man muss sich gar nicht abmühen. Wer Hunger hat, wird auch etwas zu futtern bekommen. Ich liebe mein Leben.«
Der Bär griff sich einen Apfel nach dem anderen, stopfte sie genüsslich in sein Maul und ließ alle anderen Tiere in seiner Umgebung sein lautes Schmatzen hören.

(c) 2022, Marco Wittler


Image by Kjrstie from Pixabay

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*