1221. Waldspaziergang

Waldspaziergang

Es war ein wunderschöner, sonniger Samstag Nachmittag. Kein Wölkchen war am Himmel zu sehen, dafür hörte man unzählige Vögel in den Bäumen zwitschern und krächzen. Hin und wieder summte eine Wildbiene vorbei, um nach leckerem Blütennektar zu suchen. Mama, Papa, Elsa und Pia waren gemeinsam im Wald unterwegs und unternahmen einen ausgedehnten Spaziergang, der sie über bekannte und ganz neue Wege führte. Während sich Mama und Papa angeregt über alles Mögliche unterhielten, sammelten die Schwestern Nüsse, Eicheln, Bucheckern und Früchte, die sie in ihren Körben verstauten
»Was wollt ihr eigentlich mit dem ganzen Zeug anfangen?«, fragte Papa nicht zum ersten Mal. »Am Ende liegt es unbeachtet in euren Zimmern und fault vor sich hin.«
Aber die Mädchen gaben ihm jedes Mal die selbe Antwort. Sie zuckten mit den Schultern, grinsten und beteuerten, dass sie nichts damit machen wollten und bis zu Hause die Körbe wieder leer sein würden. Das versprachen sie ihm hoch und heilig.
Auch dieses Mal gab sich Papa mit der Erklärung zufrieden. Er hätte eh keine andere Antwort auf seine Neugier bekommen.
Nach einer ganzen Weile erreichte die Familie den Waldrand. Von hier aus waren es nur noch wenige hundert Meter, bis sie zu Hause waren. Papa warf noch schnell einen Blick in die Sammelkörbe. Sie waren bis zum Rand mit den Früchten des Waldes gefüllt.
»Ihr denkt dran, was ihr mir versprochen habt?«
Elsa und Pia nickten, während sie übertrieben laut seufzten. Dann griffen sie beide in ihre Körbe und verstreuten langsam die Eicheln, die Nüsse, die Bucheckern und auch die vielen Himbeeren und Brombeeren. Bis zur Haustür sollten sie ihre Körbe schließlich geleert haben.
Nach ein paar Minuten hatten sie ihr Haus erreicht. Papa machte eine letzte Kontrolle und nickte zufrieden. »Gut gemacht. Ich möchte nicht, dass wieder irgendwas im Haus verschimmelt. Ich habe noch immer den Geruch der alten Kastanien in der Nase, die unter das Sofa gekullert sind. Das war alles andere als schön.«
Sie gingen ins Haus, stellten die Schuhe an ihre Plätze. Während Mama mit dem Kindern ins Wohnzimmer ging, wollte Papa in der Küche einen Kaffee kochen, als er einen Schrei hörte. Ihm fiel die Kanne aus der Hand und zerbrach scheppernd am Boden.
»Was ist passiert?«, rief er und lief den anderen nach.
»Da!«, sagte Mama mit zitternder Stimme und zeigte auf den Garten.
Papa sah durch die Glastür und wollte seinen Augen nicht trauen. Da stand ein ausgewachsener Hirsch auf der Terrasse und hinter ihm mehrere Rehe.
»Wie kommen die denn hierher?«, wunderte er sich. Das hatte es noch nie gegeben.«
Elsa und Pia lachten, während sie auf ihre leeren Körbe zeigten. »Wir durften ja nichts mit ins Haus nehmen, also haben wir alles, was wir gesammelt haben, auf der Straße verteilt und über die Hecke in den Garten geworfen. Unser Plan hat sogar funktioniert. Jetzt haben wir unsere eigenen Waldtiere und können sie jeden Tag füttern so oft wir wollen.«

(c) 2022, Marco Wittler

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