1245. Maulwurfshügel

Maulwurfshügel

Mama Christina und ihre Tochter Emily waren den ganzen Nachmittag über auf dem Spielplatz gewesen. Während sich Mama mit den anderen Müttern unterhalten hatte, hatte sich Emily mit ihren Spielzeugen im Sandkasten austoben können. Doch nun war der Tag fast vorbei und die Sonne ging langsam unter. Es war an der Zeit, nach Hause zu gehen. Sie packte ihre Sachen in ihr Körbchen. Dann brachen sie zusammen auf.
Auf dem Heimweg ging es an einer großen Pferdewiese vorbei, die Emily genau ins Auge nahm und plötzlich ganz hektisch wurde.
»Mama, schau mal da! Da sind überall Maulwurfshügel.«
Mama sah hin und entdeckte sie auch, konnte sich aber nicht vorstellen, was daran so besonders aufregend sein sollte. Maulwurfshügel kamen sehr oft vor und waren überall zu finden.
»Die sind richtig gefährlich. Wenn da ein Pferd mit dem Huf hinein gerät, bricht es sich den Fuß. Dagegen müssen wir etwas unternehmen.«
Mama sah auf Emilys Schüppe. »Du willst doch wohl nicht mit dem kleinen Ding da die Löcher zu buddeln. Das würde die ganze Nacht dauern. So viel Zeit haben wir nicht. Ich muss mich noch um unser Abendessen kümmern.«
Auch Emily sah auf die Schüppe, schüttelte den Kopf und setzte ein ernstes Gesicht auf. »Das Ding brauche ich nicht dazu. Ich habe etwas sehr viel Besseres dabei.«
Sie griff in ihr Körbchen, holte ein Headset heraus und setzte es sich auf den Kopf.
»Was ist das? Wo hast du das her?« Mama hatte das Headset noch nie zuvor gesehen und war sich sicher, es auch nicht irgendwann gekauft zu haben.
»Pst, sei ruhig. Ich muss mich jetzt konzentrieren.« Emily drückte auf einen Knopf. »Ich rufe die Spezial-Einsatztruppe. Ich habe hier mehrere Maulwurfshügel entdeckt. Ich brauche dringend Hilfe. Ich wiederhole: Maulwurfshügel entdeckt.«
Was sollte denn das jetzt für ein Spiel sein? Mama schüttelte den Kopf, nahm Emily an die Hand und wollte schon mit ihr weiter gehen, als mehrere Eichhörnchen aus einem Baum geklettert kamen. Sie hatten alle ähnliche Headsets auf den Köpfen und steckten alle in Tarnkleidung. Sie versammelten sich vor Emily, salutierten und verteilten sich auf der Pferdewiese.
»Was hat das denn zu bedeuten?«
Emily nahm ihr Headset ab und grinste. »Mach dir darüber mal keine Gedanken, Mama. Das sind nur ein paar Freunde von mir. Ich versorge sie mit Nüssen und dafür helfen sie mir öfter mal.«
Die Eichhörnchen stiegen in die Maulwurfshügel. Laute Geräusche drangen an die Oberfläche. Offensichtlich wurde dort unten diskutiert und geschimpft. Sekunden später kamen die kleinen Nagetiere wieder herauf.
»Auftrag ausgeführt.«, sagte der Anführer der Truppe. Die Eichhörnchen salutierten ein weiteres Mal und verzogen sich wieder auf ihren Baum. Kaum waren sie verschwunden, tauchten mehrere Maulwürfe auf, die grummelnd ihre Haufen glätteten und sich danach eine neue Heimat suchten.
»Geht doch.«, war Emily zufrieden. »Wenn doch alle Probleme so einfach zu lösen wären.« Sie nahm Mamas Hand. »Ich bin fertig. Jetzt können wir nach Hause gehen.«

(c) 2022, Marco Wittler

Dies ist eine Fortsetzung der Geschichte „Da wächst etwas im Garten


Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

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