1305. Der Wasservulkan

Der Wasservulkan

Auf dem Kalender war ein Tag markiert, auf den sich jeder schon seit Wochen freute. Ein Ausflug sollte den langweiligen Alltag auflockern und vertreiben.
Schon am frühen Morgen saß die ganze Familie aufgeregt und mit gepackten Rucksäcken im Auto. »Wo fahren wir denn hin?«, fragte Nathalie vom Rücksitz aus. »Du weißt doch, dass ich immer wahnsinnig neugierig bin und alles sofort wissen muss. Geht es an den Strand oder vielleicht sogar in einen Freizeitpark?«
Papa sah lächelnd in den Rückspiegel. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Dieses Mal nicht. Heute fahren wir in die Eifel. Da gibt es ganz viele interessante Dinge zu sehen.«
»In die Eifel?« Nathalie verzog das Gesicht. »Das klingt überhaupt nicht toll. Das wird bestimmt der langweiligste Tag meines Lebens.«
Papa musste lachen. »Das liegt aber nur daran, dass du noch gar nicht weißt, was es dort zu entdecken gibt. Die ganze Gegend wurde von Vulkanen erschaffen. Das ist zwar schon eine ganze Weile her, aber die Spuren davon kann man bis heute noch finden.«
Die Fahrt ging los. In den nächsten Stunden fuhren sie von einer Autobahn zur nächsten bis es immer hügeliger um sie herum wurde.
»Wir sind da.« Papa stellte das Auto auf einem Parkplatz ab. »Hier finden wir die erste Attraktion.«
Nathalie sah sich um. Außer ein paar wenigen Häusern, der Straße und einem Loch mitten in einer Wiese, war hier nichts zu entdecken. »Ist das ein Ernst? Ich falle gleich um vor lauter Langeweile.« Sie gähnte gespielt.
Plötzlich hörten sie ein lautes, blubberndes Geräusch. Im Loch vor ihnen sammelte sich Wasser, das immer unruhiger wurde. Die Oberfläche bewegte sich unkontrolliert und stieg an. Dann schien es regelrecht zu explodieren. In einer großen Fontäne schoss das Wasser mehrere Meter zum Himmel hinauf.
»Ist das irre.« Nathalie holte schnell ihr Handy aus der Tasche, um ganz viele Fotos zu machen. »Das ist ja ein Wasservulkan. Sowas hab ich noch nie gesehen.«
»Das ist ein Geysir.«, erklärte Papa. Warum das Wasser hier hochkommt, weiß ich allerdings nicht.«
Damit war Nathalies Forschungsgeist geweckt. Dieses Geheimnis wollte sie unbedingt lösen. Während das Wasser wieder versiegte, sah sie sich das Loch und die Umgebung genau an. Schon nach wenigen Minuten hatte sie unter dem Rasen eine versteckte Bodenluke entdeckt.
»Hier ist was!« Sie zog die Luke auf und fand eine Treppe, die in die Tiefe führte. Ohne zu zögern nahm die Papa an die Hand und ging mit ihm nach unten und erreichte bald einen seitlichen Gang, der in eine Kammer unter den Geysir führte. Mehrere Fackeln, die an den Wänden hingen, spendeten etwas Licht, die ein großes Wasserbecken beleuchteten. Um das Becken herum saßen mindestens zehn Kobolde, die nur mit Badehosen bekleidet waren. Drei von ihnen kletterten gerade auf einen Sprungturm und ließen sich gemeinsam ins Wasser fallen. »Arschbombe!« riefen die anderen Kobolde gemeinsam und lachten laut, während das Wasser nach oben spritzte und durch das Loch ins Freie gelangte.
»Krass!« flüsterte Nathalie. »Ob Feuervulkane auch so funktionieren?«
»Nein.«, sagte eine Stimme neben ihr. Da stand plötzlich ein weiterer Kobold. »Die Lava ist uns viel zu heiß. Davon würden wir Blasen am Po bekommen. Unter den heißen Vulkanen finden die Drachenmeisterschaften im Turmspringen statt. Die halten das viel besser aus.«

(c) 2022, Marco Wittler

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