1336. Ein peinlicher Moment

Ein peinlicher Moment

Nino hatte einen freien Tag. Um nicht den ganzen Tag gelangweilt herumsitzen zu müssen, hatte er sich den Besuch an einem einsamen Waldsee vorgenommen. Um nicht den ganzen Tag im Schneckentempo seinem Ziel entgegen kriechen zu müssen, setzte er sich auf sein Skateboard, um sich von seinem Hund ziehen zu lassen, denn Nino war halt eine Schnecke.
»Auf geht es, Wuschel. Bring mich zum See.«
In Windeseile wurde Nino den langen Weg durch den Wald gezogen. Es ging auf und ab, manchmal wurden sie durch Baumwurzel oder herab gefallene Äste ausgebremst. Nach einer Stunde hatten sie trotzdem den See erreicht.
Die Wasseroberfläche lag still vor ihnen. Kein Lüftchen beeinflusste sie. Hätte man es nicht besser gewusst, hätte man den See für einen Spiegel halten können.
Nino stieg von seinem Skateboard und kroch zum Wasser. Er wollte sich ein Bad können, als er jemanden entdeckte. Nur wenige Meter entfernt kam gerade eine zweite Schnecke aus dem Wasser, entdeckte Nino und begann zu kreischen.
»Jetzt schauen sie doch endlich weg.« Verzweifelt versuchte die Schnecke ihr Handtuch zu erreichen, damit sie sich darin einwickeln konnte. »Es ist unhöflich jemanden anzustarren, der nackt ist.«
Nino schüttelte den Kopf und drehte ihn weg, bevor er antwortete. »Sie sind eine Nacktschnecke, sie tragen nie etwas am Leib.«
Die Nacktschnecke verharrte in ihrer Bewegung und lief rot an. »Ach, stimmt. Das hatte ich vergessen.«

(c) 2022; Marco Wittler

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