Bald ist Weihnachten
Elena hatte es sich im Garten in ihrer Hängematte gemütlich gemacht, die sich seit Ferienbeginn nur noch zum Essen und in der Nacht verließ. Das war einfach der schönste Ort im Garten, den sie sich vorstellen konnte. Es war ihr liebster Wohlfühlplatz. Sie konnte die Vögel zwitschern und die Bienen summen hören. Es war warm und trotzdem gab es unter den zwei Bäumen immer genug Schatten, um keinen Sonnenbrand zu bekommen.
Doch statt zu faulenzen, ein Buch zu lesen oder Musik zu hören, war Elena fleißig. Sie hatte sich einen kleinen Tisch auf die Wiese gestellt und hatte darauf allerlei Dinge liegen. Neben mehreren Einmachgläsern lagen dort Schere, Klebeband, Geschenkpapier und Zierbänder. Auf kleinen Kärtchen hatte sie bereits kurze Sprüche und Glückwünsche geschrieben, die sie nun liebevoll an die Gläser knotete.
Mama, die sich das seit einiger Zeit von der Terrasse aus angesehen hatte, stand nun aus ihrem Gartenstuhl auf und schlenderte zur Hängematte.
»Na, was machst du denn da Feines?«, fragte sie neugierig. »Ich habe nochmal in den Kalender geschaut. In der nächsten Zeit hat niemand Geburtstag. Trotzdem sieht es so aus, als würdest du Geschenke einpacken. Magst du mir verraten, was das wird?«
Elena nickte und grinste breit. »In genau sechs Monaten ist schon wieder Weihnachten. Jedes Jahr bin ich viel zu spät mit meinen Geschenken dran, deswegen bereite ich mich dieses Mal früh genug vor.«
Mama legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter. »Eine gute Idee. Ich sollte mir darüber auch etwas früher Gedanken machen.« Sie sah auf die Einmachgläser hinab. »Die sind leer, oder? Hast du vergessen, etwas hinein zu geben?«
Elena schüttelte den Kopf. Da drin ist etwas, dass es zu Weihnachten niemals geben wird, was wir aber alle bestimmt gern hätten. Ich habe frischen Sommerblütenduft und warme Sonnenstrahlen eingefangen. Die schenke ich jedem am Weihnachtsabend für schöne Erinnerungen, wenn es viel zu lange dunkel ist.«
Mama seufzte. »Das ist eine wirklich schöne Idee. Darauf freue ich mich jetzt schon.«
(c) 2022, Marco Wittler
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