1432. Das Geheimnis der alten Mine

Die Geheimnisse der alten Mine

»Los, lasst es uns machen. Ich warte schon viel zu lange darauf, diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen.«
Das kleine kleine Einhorn konnte es kaum erwarten, in die Berge zu marschieren und den alten, verlassenen Stollen zu untersuchen, den sie vor ein paar Monaten entdeckt hatten.
»Stellt euch mal vor, was wir alles entdecken könnten. Niemand im Dorf weiß davon. Vielleicht lebt ein Zwergenvolk in der Tiefe. Vielleicht hat dort auch jemand einen Schatz versteckt. Es kann auch sein, dass wir Juwelen und Gold finden, die niemand aus dem Stein geschlagen hat.«
Die Ideen überschlugen sich. Das Einhorn trippelte immer aufgeregter mit den Hufen. »Nun seid doch nicht so. Ich kann doch unmöglich allein in die Unterwelt gehen.«
Dem kleinen, schwarzen Kätzchen standen die Haare zu Berge. »Was ist, wenn in der Mine ein Bär lebt oder ein Monster, das uns fressen wird? Ich bin so klein, dass ich bestimmt zuerst in seinem Bauch lande. Nein, ich kann das einfach nicht machen. Das ist viel zu gefährlich. Außerdem ist die Mine bestimmt so alt, dass sie jederzeit einstürzen und uns verschütten könnte.«
Die Katze schüttelte den Kopf. Mit ihr war dieses Abenteuer auf keinen Fall zu machen.
Das Einhorn nahm sie in den Arm und tippte bedeutungsvoll auf sein Horn. »Es kann uns doch gar nichts geschehen. Denk doch mal nach. Ich bin ein Einhorn. Ich habe immer Glück. Das sollte sich auch dieses Mal nicht ändern.« Es zeigte auf den Dritten im Bunde. »Außerdem haben wir einen großen, starken Drachen an unserer Seite, der uns beschützen und mit seinem Feuer verteidigen wird.«
Das Einhorn und die Katze sahen zum Drachen, der am ganzen Körper zitterte. »Ähm … ja … klar passe ich auf euch auf.« Er schluckte schwer und konzentrierte sich schnell darauf, dass ihm die anderen seine Angst nicht ansahen. Außerdem, so machte er sich in Gedanken klar, musste er sich vor nichts fürchten. Einem Drachen konnte nichts und niemand etwas anhaben.
»Dann ist die Sache beschlossen. Wir gehen in die Mine und lüften ihre Geheimnisse.« Das Einhorn war begeistert, marschierte los und zog seine Freunde mit sich.
In den Bergen betraten sie die Höhle. Schon nach wenigen Metern konnten sie kaum noch die Hand vor Augen sehen. Hier gab es weder Lampen noch Fackeln, die den Gang beleuchteten.
»Jetzt könnten wir deine Hilfe gebrauchen.« Das Einhorn hatte sich umgedreht, versuchte dem Drachen in die Augen zu schauen, konnte ihn aber in der Dunkelheit nicht mehr erkennen. »Du musst dein Feuer spucken, sonst ist unser spannendes Spiel, unser großes Abenteuer schneller vorbei, als wir geplant haben.«
Der Drache nickte, was natürlich weder Einhorn noch Katze sehen konnte. Er nahm den Rucksack vom Rücken, kramte darin und holte eine Taschenlampe hervor. Er drückte auf den Knopf. Im Stollen wurde es kurz hell. Dann ließ das Licht aber wieder nach, bis es erloschen war. »Mist. Ich habe vergessen, die Batterien zu wechseln.«
Das Einhorn seufzte. »Du bist ein Drache. Warum benutzt du eine Taschenlampe und kein Feuer?«
Der Drache blickte verschämt zu Boden. »Das weißt du doch genau. Papa hat uns verboten, mit Feuer zu spielen. Das ist viel zu gefährlich. Was ist, wenn hier alles abbrennt?«
Er hatte ja Recht. Aber so machte das Spiel einfach keinen Spaß. Emma, nahm ihr Horn vom Kopf, das eigentlich eine kleine Schultüte war, und zog die dicken Decken von den Stühlen. Dann hätten wir uns gar nicht erst die Arbeit machen und eine Mine hier im Esszimmer aufzubauen brauchen. Ich hatte mich so auf einen spannenden Tag gefreut.«
Sofie, ihre kleine Schwester mit den Katzenöhrchen am Haarreif, zog die Decke wieder zu und befestigte sie ordentlich am Stuhl. »Das ist doch gar nicht so schlimm. Ben besorgt ein Teelicht mit Batterie aus Mamas Dekoecke, dann haben wir unser Drachenfeuer.«
Mit dem Vorschlag waren alle Kinder einverstanden. Doch noch bevor es weitergehen konnte, stürmte ein großes, haariges Monster auf sie zu »Ich werde euch alle fressen.« Laut lachend schnappte es sich die drei Abenteuer, die lachend aus der Mine krochen. »Papa, du bist zu früh dran. Wir brauchen doch noch ein Feuer für den Drachen.«

(c) 2022, Marco Wittler

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