Schnell wie ein geölter Blitz
Am Weihnachtsabend saßen zwei Polizisten in ihrem Streifenwagen und beobachteten den Verkehr. Es war dunkel, es war kalt und dazu auch noch ziemlich langweilig.
»Heute erwischen wir eh niemanden.«, sagte Wachtmeister Müller. »Alle Leute feiern heute Weihnachten. Es ist niemand auf der Straße unterwegs, den wir wegen erhöhter Geschwindigkeit blitzen könnten.«
Sein Kollege, Wachtmeister Schmidt nickte.
»Richtig. Nur wir zwei müssen hier draußen sitzen und Dienst schieben. Das ist unfair.«
Und so saßen sie im Wagen, erzählten sich, was ihre Familien gerade Leckeres auf den Tischen stehen hatten und wie sehr sie sich auf den Feierabend freuten.
In diesem Moment näherte sich ein Fahrzeug von hinten. Es war nicht sofort zu sehen, da es keine Scheinwerfer eingeschaltet hatte. Dazu war es auch noch viel zu schnell.
Wie ein geölter Blitz raste es am Streifenwagen vorbei und bog dann an einer Kreuzung ab, ohne den Blinker zu benutzen.
Wachtmeister Schmidt wäre beinahe der Kaffee aus der Hand gefallen.
»Was war das denn für ein Verrückter? Los! Den schnappen wir uns!«
Müller nickte wieder, drehte den Zündschüssel herum und startete den Motor. Dann gab er Gas und nahm die Verfolgung auf.
Es ging quer durch die Stadt. Mal mussten sie links, mal rechts abbiegen. Es war kaum möglich, den Raser zu erwischen. Er war so unglaublich schnell, dass die Polizisten im Scherz an ein Raumschiff dachten. Erst nach einer halben Stunde, nachdem sie Verstärkung angefordert hatten, konnten sie ihn stoppen.
Müller und Schmidt stiegen aus und gingen die letzten Meter zu Fuß. Als sie vor dem Verkehrssünder standen, trauten sie ihren Augen nicht. Es war der Weihnachtsmann, der mit seinem Schlitten unterwegs war.
»Schönen guten Abend die Herren.«, begrüßte der Weihnachtsmann die Ordnungshüter. »Ich dachte schon, dass sie mich gar nicht mehr einholen.«
Müller und Schmidt waren verwirrt. Damit hatten sie nicht gerechnet.
»Ganz schön schnell meine Rentiere, oder? Anders könnte ich auch nicht so viele Geschenke in einer Nacht verteilen. Aber jetzt bin ich bereits seit einer Stunde so gut wie fertig. Es sind nur noch zwei Geschenke über, die ich auf ganz besondere Art und Weise übergeben wollte.«
Der Weihnachtsmann öffnete seinen Sack, holte zwei Päckchen daraus hervor und gab sie den Polizisten.
»Frohe Weihnachten euch beiden. Und immer gut auf den Verkehr acht geben.«
Dann verabschiedete er sich und raste mit seinem Schlitten in die Dunkelheit davon.
(c) 2019, Marco Wittler
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