779. Die Sache mit der roten Nase

Die Sache mit der roten Nase

Es war der Weihnachtsabend. Die Elfen hatten am Nordpol den großen Sack mit den unzähligen Geschenken gepackt und im Schlitten des Weihnachtsmanns verstaut. In wenigen Minuten würde die Reise losgehen.
»Ist alles vorbereitet und noch einmal gecheckt worden?«, fragte der Weihnachtsmann. »Kann ich losfliegen?«
Die Elfen nickten zufrieden, während die Rentiere mit den Hufen scharrten.
»Dann machen wir uns mal auf den Weg. Wir haben heute Nacht viel zu tun.«
Der Weihnachtsmann kletterte in den Schlitten, machte es sich auf seinem gut gepolsterten Sitz gemütlich und gab das Startkommando.
»Los, Rudolf!«, rief er. Dann lehnte er sich zurück und ließ sich den Flugwind um die Nase wehen. Um sich die Zeit bis zur ersten Landung in einem weit entfernten Land zu vertreiben, holte der Weihnachtsmann eine Zeitschrift aus seiner Manteltasche und begann zu lesen.
Hin und wieder fuhr ein Schmunzeln, mal ein Grinsen über sein Gesicht. Zwischendurch wurde es auch ernster. Irgendwann war der Weihnachtsmann aber so erstaunt, dass er den Mund aufriss.
»Du meine Güte!«, entfuhr es ihm.
»Rudolf, ich lese hier gerade einen Artikel über die Raumfahrt. Wusstest du, dass eine Raumkapsel beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre so schnell ist, dass sie anfängt rot zu glühen? Das hätte ich echt niemals gedacht. Das ist der helle Wahnsinn.«
Rudolf, der ganz vorn in der Gruppe der Rentiere flog, rieb sich über seine glutrote Nase, verzog das Gesicht und seufzte laut.
»Nicht nur die Raumkapseln fangen wegen der hohen Geschwindigkeit an zu glühen. Ich kenne da noch ein paar andere Dinge, denen es auch so geht.«
Er ließ noch ein leises ‚Autsch‘ von sich hören, dann konzentrierte er sich wieder auf den Flug.
Der Weihnachtsmann sah nach vorn und entdeckte die leuchtend rote Nase.
»Oh, verdammt. Tut mir leid, Rudolf. Daran hab ich gar nicht mehr gedacht. Ich reib dir deine Nase mit einer kühlenden Creme ein, wenn wir wieder zu Hause sind. Versprochen.«

(c) 2019, Marco Wittler

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