777. Im goldenen Buch des Nikolaus

Im goldenen Buch des Nikolaus

Neele saß auf dem Sofa und wartete. Sie war unglaublich aufgeregt, denn am heutigen Abend sollte der Nikolaus zu ihr nach Hause kommen.
Würde sie ein Geschenk bekommen? Oder stand in seinem goldenen Buch vielleicht geschrieben, was sie dieses Jahr alles angestellt hatte?
Während sie darüber nachdachte, fielen ihr ganz viele Momente der letzten zwölf Monate ein, die nicht so gut gelaufen waren.
Neele hatte so gut wie jeden Tag ihren kleinen Bruder gehänselt und ihre große Schwester genervt und geärgert. Auch hatte sie oft gegen die Familienregeln verstoßen, die Mama und Papa schon vor längerer Zeit aufgestellt hatten. Und dann war da noch das Problem, dass Neele oft genug heimlich in der Nacht wach blieb, um sich spannende Abenteuer auszudenken, weswegen sie dann morgens immer unausgeschlafen war und auch ihre Noten in der Grundschule zu leiden hatten.
Nein. Mit einem Geschenk durfte sie dieses Jahr wohl wirklich nicht rechnen. Dafür hatte sie dann doch zu viel angestellt. Das wurde ihr nun auch klar.
Es klopfte an der Tür. Neele erschrak. Jetzt war es so weit. Jetzt würde sie den Ärger des Jahres erleben. Mit hochrotem Gesicht versteckte sie sich hinter einem großen Kissen.
Die Tür zum Wohnzimmer wurde geöffnet. Schwere Stiefel traten ein. Ein großer Sack wurde auf den Boden gestellt. Der Nikolaus war angekommen.
Nur ganz langsam kam Neele hinter ihrem Kissen hervor und sah den Besucher ängstlich an.
»Bist du die Neele?«, fragte der Nikolaus.
Neele nickte stumm, während der alte Mann mit dem weißen Bart seine Brille auf der Nase zurecht rückte und sein goldenes Buch zur Hand nahm.
Plötzlich sprang Neele auf und stürmte auf den Nikolaus zu. Sie umarmte ihn und begann zu weinen.
»Es tut mir leid, dass ich dieses Jahr nicht so artig war, wie ich es hätte sei sollen. Es tut mir wirklich leid. Ich werde es ab sofort wieder besser machen. das verspreche ich dir.«
Der Nikolaus war völlig überrascht. Dann legte er sein Buch zur Seite und strich Neele übers Haar.
»In Ordnung.«, antwortete er mit tiefer Stimme. »Ich nehme deinen Vorschlag gerne an.«
Dann holte er ein Geschenk aus seinem Sack und übergab es Neele.
»Das bekommst du, weil du so ehrlich zu mir bist und dich bessern willst.«
Neeles Augen strahlten. Überglücklich wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und bedankte sich beim Nikolaus für seine Güte.
Dann verabschiedeten sie sich voneinander. Es standen nämlich noch eine ganze Menge anderer Kinder auf der Liste des Nikolaus.

(c) 2019, Marco Wittler

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