799. Ein Helfer für die Zahnfee (Freddie das Feuerwehrauto 02)

Ein Helfer für die Zahnfee

Max stand mit Mama vor der Eingangstür und wunderte sich.
»Sind wir hier wirklich richtig?«, wollte er wissen und kratzte sich am Kopf.
»Ich dachte, wir fahren zum Zahnarzt. Da oben auf dem Schild ist aber einer Zahnfee drauf. Bist du sicher, dass du an der letzten Kreuzung richtig abgebogen bist?«
Mama nickte und erklärte Max, dass hinter der nicht die Zahnfee, sondern zwei Zahnärztinnen warteten und sich nur so benannt hatten.
Max war enttäuscht, ließ es sich aber nicht anmerken. Er hatte gehofft, wenn ihm schon sein erster Wackelzahn entfernt werden musste, dass die Zahnfee ihn direkt da behalten und gegen einen Taler eintauschen würde.
»Aber die echte Zahnfee kommt dann heute Nacht und holt meinen Zahn ab?«
Aber Mama schüttelte den Kopf. »Das ist doch nur ein Märchen. Die Zahnfee gibt es gar nicht. Große Jungs glauben an sowas nicht, und du bist doch schon ein großer Junge?«
Sie klingelte an der Tür und brachte Max, der nun einen ziemlich dicken Kloß im Hals hatte, hinein.

Am Abend saß Max schon fertig umgezogen auf seinem Bett und zeigte Freddie, den Feuerwehrauto seinen ersten, gezogenen Wackelzahn.
»Hat gar nicht weh getan. Kannst du dir das vorstellen? In der Schule haben die alle ganz viel Angst davor. Jetzt bin ich ein echter Mann.«
Dann stand er noch einmal auf und warf den Zahn in den Mülleimer.
»Den brauche ich jetzt nicht mehr. Ich bin schon groß und die Zahnfee gibt es eh nicht wirklich.«
Dann schluckte er einen weiteren dicken Kloß im Hals herab und legte sich ins Bett.
Mama sah noch einmal kurz durch einen Türspalt herein, wünschte Max eine gute Nacht und schaltete das Licht ab.
Freddies Blick huschte zwischen Max und dem Mülleimer hin und her.
»Das wusste ich gar nicht, dass es die Zahnfee gar nicht gibt. Ich lerne immer wieder etwas Neues.«
Dann verließ auch Freddie leise das Zimmer, um während der Nacht nach dem Rechten zu schauen. Wenn irgendwo ein Feuer ausbrechen sollte, würde er sofort zur Stelle sein, um es zu löschen. Er war schließlich ein knallrotes Feuerwehrauto mit einer echten Wasserspritze auf dem Dach. Die war zwar ziemlich klein, hatte aber trotzdem schon einmal die Flamme einer Kerze gelöscht.
Während Freddie also durch die Zimmer für, hörte er plötzlich ein Geräusch im Flur. Irgendwer war noch wach und trieb doch dort herum.
Sofort fuhr Freddie dem Geräusch entgegen und war ganz schön erstaunt, als er eine fremde Person vor sich schweben sah.
»Wer bist du denn?«, fragte er verwirrt. »Fremde haben hier keinen Zutritt, erst recht nicht in der Nacht.«
Die Person lächelte ihn freundlich an.
»Ich bin nicht irgendwer, kleines Feuerwehrauto. Ich bin die Zahnfee und komme zu euch, weil ich hier einen gezogenen Zahn abholen möchte. Weißt du vielleicht, wo ich ihn finden kann?«
Sie sah kurz auf eine Uhr, die sie aus ihrer Tasche zog.
»Ich hab es heute leider sehr eilig. Heute haben ganz viele Kinder einen Wackelzahn verloren und warten nun auf ihren Taler. Wenn ich hier zu lange brauche, dann werde ich nicht rechtzeitig fertig, bevor die Sonne aufgeht.«
Freddie fuhr zusammen. Der Zahn. Natürlich.
»Ich kümmer mich darum. Feuerwehrautos sind dafür da, um Probleme zu lösen und anderen zu helfen.«
Dann machte er kehrt und raste in Max Zimmer. Dort dachte er nicht lange nach und donnerte einmal kräftig gegen den Mülleimer. Der Mülleimer fiel um, der Zahn kullerte auf den Boden.
»Prima!«, freute sich Freddie, packte den Zahn ein und fuhr zurück in den Flur.
»Ich hab ihn!«, flüsterte Freddie und übergab den Zahn vorsichtig an die Zahnfee.
»Du bist ein tolles Feuerwehrauto.«, lobte sie Freddie. »Jedes Kind sollte so einen Freund wie dich haben.«
Dann holte sie einen Taler aus ihrer Tasche und legte ihn auf das Dach des Feuerwehrautos.
»Leg ihn sorgfältig unter das Kopfkissen, damit Max ihn gleich Morgen früh findet.«
Freddie nickte eifrig. Dann winkte die Zahnfee zum Abschied und verschwand mit einem leisen ‚PLOPP‘ von einem Augenblick zum anderen.

Am nächsten Morgen wurde Max schon früh wach. Er gähnte laut und spürte plötzlich mit der Zungenspitze die Lücke zwischen seinen Zähnen und erschrak. Doch dann fiel ihm wieder ein, dass ihm gestern einer gezogen worden war.
Freddie wartete schon auf der Decke und grinste den Jungen an.
»Den Zahn hat übrigens die Zahnfee geholt.«
Max schüttelte den Kopf.
»Ach, Freddie, du weißt doch, dass es die Zahnfee gar nicht gibt. Da glauben nur kleine Kinder dran.«
Freddie zwinkerte nur und deutete mit einem seiner beiden Vorderreifen auf das Kopfkissen.
Ungläubig hob Max das Kissen langsam hoch und bekam große Augen. Da lag tatsächlich ein Taler.
»Irre!«, flüsterte er bedächtig. »Es gibt sie tatsächlich.«
Er steckte den Taler schnell in sein Sparschwein und legte dann einen Finger auf seine Lippen.
»Das verraten wir aber nicht Mama. Du weißt doch, die glaubt nicht mehr an die Zahnfee. Sie ist nämlich schon groß.«

(c) 2019, Marco Wittler

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