841. Burggeister (Hallo Oma Fanny 26)

Burggeister

Hallo Oma Fanny.

Ich bin es, der Noah. Ich schreibe Dir dieses Mal über etwas ganz Unglaubliches, das ich heute erlebt habe.
Mama, Papa, meine große Schwester und ich waren heute unterwegs. Wir haben einen Ausflug ins Sauerland gemacht und dort die Burg Altena besucht.
Ich war schon während der Hinfahrt ganz aufgeregt, denn meine Schwester hat mir von einem bösen Geist erzählt, der kleine Kinder entführt und im Verlies einsperrt.
Mir hat das natürlich keine Angst gemacht. Ich bin ja auch kein Kindergartenkind mehr. Aber vorsichtig zu sein konnte natürlich auch nicht schaden.
Nach einer ganzen Weile kamen wir in der kleinen Stadt an. Papa parkte das Auto am Ufer eines Flusses. Die Burg war allerdings viel weiter oben auf einem hohen Berg.
»Müssen wir jetzt echt nach ganz oben laufen?«, wollte ich wissen. An einem so heißen Tag wäre das bestimmt nicht so toll gewesen.
Papa lachte kurz und führte uns zu einem langen Tunnel, der ins Innere des Bergs führte. Dort stiegen wir in einen Fahrstuhl, der uns zur Burg hinauf brachte.
Zwischen den alten Mauern gab es ganz viel zu entdecken. Ein böser Geist war mir aber nicht über den Weg geschwebt. Ich war mir sogar sicher, dass die Geschichte gelogen war, denn in der Burg befand sich eine richtige Jugendherberge mit ganz vielen Kindern. Nina hatte mich mal wieder auf den Arm genommen.
Irgendwann musste ich zur Toilette. Dort traf ich auf den König der Burg. Er war allerdings kein König. Ich dachte das nur. Er stellte sich mir als Graf von der Mark vor.
»Gefällt es dir hier?«, hatte er mich gefragt.
Auf jeden Fall war es hier toll. Aber wenn man an böse Geister glaubt, konnte man schon etwas Angst bekommen.
Er lachte verschwörerisch, als ich von der Geschichte meiner Schwester erzählte.
»Darum werde ich mich kümmern. Ich werde meine Ritter schicken, um sie zu erschrecken.«
Gemeinsam gingen wir zurück auf den Burgplatz. Nur Sekunden später tauchten Soldaten in silbernen Rüstungen auf, die meine Schwester in Richtung Verlies abführten.
Das erschrockene Gesicht hättest du mal sehen sollen. Das hat mir richtig viel Spaß gemacht.
Doch dann geschah das Unglaubliche. Mitarbeiter der Burg kamen herbei geeilt und wollten wissen, was geschah, woher die kostümierten Leute kamen. In diesem Moment wurden der Graf und seine Ritter durchsichtig und verschwanden. Da erfuhren wir, dass die Burg nur ein Museum war und schon lange keine Grafen und Ritter hier mehr wohnten. Meine Schwester war von echten Geistern abgeführt worden.
Ist das nicht eine völlig verrückte Geschichte?

Liebe Oma Fanny, ich freue mich schon auf deinen nächsten Brief. Bis bald.
Dein Noah.

(c) 2020, Marco Wittler

Bild: b0red auf Pixabay

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*