960. Eine wichtige Frage an den Weihnachtsmann

Eine wichtige Frage an den Weihnachtsmann

Paul war hundmüde. Trotzdem hielt er sich schon seit Stunden in seinem Bett wach. Er hatte sich etwas ganz Besonderes für diese Nacht vorgenommen.
»Hoffentlich schlafe ich nicht ein. Wenn ich ihn verpasse, muss ich wieder ein ganzes Jahr lang warten.«
Paul gähnte herzhaft und laut. Seine Augen wurden langsam kleiner, die Schlitze zwischen seinen Lidern immer schmaler.
Plötzlich hörte er ein Geräusch und war sofort wieder hellwach.
»Das ist er. Das muss er sein. Endlich!«
Paul stand auf, schlüpfte in seine Pantoffeln und schlich die Treppe hinab. Vorsichtig legte er eine Hand die Türklinke des Wohnzimmers, atmete tief ein, zählte bis zehn und öffnete.
Da war er. Er stand mitten im Raum und legte gerade ein paar bunt verpackte Geschenke unter den Christbaum. Der Weihnachtsmann war gekommen.
»Du bist da.«, flüsterte Paul ergriffen und wollte seinen Augen nicht trauen.
Der Weihnachtsmann seufzte. Schon wieder hatte ihn ein Kind bei der Arbeit erwischt. Er drehte sich langsam um und lächelte Paul an.
»Frohe Weihnachten. Lass mich raten. Du hast eine Frage an mich?«
Paul grinste und nickte.
»Weißt du, es ist so.«, begann der Weihnachtsmann. »Jedes Kind, das mich antrifft, hat eine Frage auf dem Herzen. Es dreht sich immer nur darum, ob sie nicht noch ein Geschenk mehr bekommen können oder weil sie eine Runde in meinem Schlitten mitfliegen wollen.
Ich sag es dir gleich: beides geht nicht.«
Paul schüttelte den Kopf.
»Darum geht es mir doch gar nicht. Ich will doch nur wissen, warum du so einen dicken Bauch hast.«
Überrascht sah der Weihnachtsmann an sich herab und betrachtete seine Leibesfülle. Danach hatte ihn tatsächlich noch kein einziges Kind gefragt.
»Hm, weißt du, das ist so. In fast jedem Haus und fast jeder Wohnung erwartet mich ein Glas Milch und ein Teller leckere Kekse. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich Milch und Kekse liebe. Ich kann da einfach nicht widerstehen. Und weil in Keksen so viel Zucker steckt, schaffe ich es einfach nicht, mal etwas schlanker zu werden.«
Der Weihnachtsmann grinste, zwinkerte Paul zu und ging auf den Kamin zu.
»Tut mir leid, aber ich habe noch einen weiten Weg vor und muss noch ganz viele Kekse futtern. Mach es gut, Paul.«

(c) 2020, Marco Wittler

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