Papas Bart
Es war an einem Sonntag Morgen. Mama hatte, wie jeden Tag, schon den Frühstückstisch gedeckt und wartete nur noch darauf, dass alle in die Küche zum Essen kamen. Anna Lena und Jan Luka waren schon lange wach, hatten in ihren Kinderzimmern gespielt und nur darauf gewartet, dass sie ihre Butterbrote bekamen.
Nun stürmten sie die Treppe hinunter und kletterten auf ihre Stühle.
„Wo ist denn der Papa?“
Mama sah sich um, aber Papa war weit und breit nicht zu sehen.
„Der liegt noch im Bett und schnarcht“, sagte Jan Luka.
Anna Lena musste Lachen. „Der schnarcht so laut, dass sogar die Nachbarn nicht mehr schlafen können.“
„Na sowas aber auch. Dann wird es aber Zeit, dass der Papa bald mal aufsteht. Wir haben ja alle Hunger und müssen auf ihn warten.“
Mama ging die Treppe hoch und klopfte an die Schlafzimmertür. Und tatsächlich hörte sie das laute Schnarchen.
So nicht mein Lieber, dachte sich Mama und ging hinein. Sie setzte sich auf die Bettkante und rüttelte an Papas Schulter.
Das Schnarchen hörte auf und Papa wurde wach. „Was ist denn los? Brennt das Haus? Oder müssen wir uns schnell verstecken, weil Oma zu Besuch kommt?“
„Nein. So schlimm ist es auch wieder nicht. Aber wir drei warten nur noch darauf, dass du zu uns in die Küche kommst. Wir wollen endlich frühstücken.“
Papa kratzte sich am Kopf. „Ist es schon so spät? Ich muss wohl verschlafen haben. Aber ich komme gleich. Ich zieh mich nur schnell an und wasche mich.“
Er gab Mama noch einen Kuß auf die Wange und stand auf.
„Iiih. Du piekst aber ganz schön. Du könntest dich mal wieder rasieren, du Bär. Oder vielleicht machst du einfach mal den ganzen Bart ab. Vielleicht siehst du dann gleich viel besser aus.“
Mama machte den gleichen Scherz, wie an jedem Morgen. Sie wusste ganz genau, dass Papa sich niemals von seinem Bart trennen würde. Sie hatte ihn auch noch nie ohne ihn gesehen. Sie lachte noch kurz und ging zurück in die Küche.
Zehn Minuten später stand Papa in der Küchentür. Er war angezogen und frisch gewaschen. Sein Bart war nun auch nicht mehr so lang wie beim Aufstehen. So sah er gleich viel gepflegter aus, dachte sich Mama.
Papa kam herein und gab seinen beiden Kindern einen Kuß auf die Wange.
„Iiiih, du schmatzt aber eklig rum.“, sagte Jan Luka und wischte sich das Gesicht mit der Hand ab.
„Iiiih, du piekst aber dolle, Papa. Du musst dich mal rasieren.“ Anna Lena konnte sich das Lachen nicht verdrücken. Aber immerhin hatte sie genau das gesagt, was Mama ihr vorgesagt hatte. Jan Luka hatte seinen Text völlig vergessen und etwas Falsches gesagt. Aber das war egal. Papa guckte verdutzt aus der Wäsche und die anderen lachten laut.
„Na wartet, ihr drei. Euch zeig ich es noch.“
Papa kniff ein Auge zu, grinste und setzte sich an den Tisch. „Aber jetzt ist es erstmal Zeit zum frühstücken. Wem soll ich ein Butterbrot schmieren?“
Die beiden Kinder ließen ihre Hände in die Luft schnellen und meldeten sich beide.
„Hab ich es mir doch gedacht. Ihr seht ja beide schon fast verhungert aus.“
Papa schnappte sich zwei Butterbrote und begann vergnügt, sie zu schmieren.
„Kinder, ihr müsst euch aber mit dem Essen beeilen. Ihr wisst ja, dass wir heute noch zur Oma fahren wollen. Die wartet nämlich schon auf uns.“
Anna Lena und Jan Luka freuten sich schon. Sie waren schon viel zu lange nicht mehr bei Oma zu Besuch gewesen. Aber nun war die lange Wartezeit vorbei.
„Ich kann heute leider nicht mit euch kommen.“, sagte Papa. „Onkel Klaus kommt heute vorbei. Wir machen zusammen den großen Grill sauber, damit wir heute Abend die Würstchen Saison eröffnen können.“
Juhuu. Die Kinder freuten sich. Grillen machte immer einen riesen Spass.
Der Mittag ging schneller vorbei, als sie dachten. Das Essen bei Oma war lecker und der Nachtisch das Beste.
„Kinder, wir müssen jetzt nach Hause. Der Papa ist bestimmt schon mit Putzen fertig. Da wollen wir ihn nicht so lange warten lassen. Schließlich muss ich noch den Kartoffelsalat machen.“
Mama packte ihre beiden Kinder wieder ins Auto und sie fuhren nach Hause.
Dort angekommen machte Papa die Tür auf und schnappte sich sofort die Mama und gab ihr einen dicken Kuss.
„Huch, was ist denn mit dir passiert? Du piekst ja gar nicht mehr.“
Die Kinder schauten Papa ganz überrascht an, denn sein Bart war verschwunden. Kein Haar davon war mehr da. Er musste sich heimlich rasiert haben.
Anna Lena grinste zu Jan Luka hinüber. „Der sieht jetzt aber komisch aus. So gar nicht mehr wie unser Papa. Also mit Bart hat er mir doch besser gefallen.“
Mama nahm den Papa in den Arm und drückte ihn. „Das ist super lieb von dir, mein Schatz, dass du dir doch mal den Bart rasiert hast, aber als meinen Kratzbär mag ich dich mehr. Also rasier dich nicht noch einmal ganz.“
Jetzt mussten alle laut lachen. Denn in diesem Moment kam Onkel Klaus zur Tür. Und zum ersten sahen sie auch ihn ohne Bart.
„Ja ja.“, sagte Mama. „Wenn man euch Jungs mal einmal alleine lässt, dann macht ihr nur Blödsinn. Ich habe es ja kommen sehen.“
Alle gingen lachend ins Haus zurück. Jetzt war genug gescherzt. Denn der Kartoffelsalat musste noch gemacht werden.
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