1062. Dieter kann nicht schleichen

Dieter kann nicht schleichen

Es rumpelte laut. Die Erde begann zu beben. Die Blätter der umstehenden Bäume und Büsche begannen laut zu rascheln.
»Oh man, Dieter.«, regte sich der Otter auf, der auf leisen Pfoten durch die Gegend schlich. »Mit dir zusammen macht es überhaupt keinen Spaß, Verstecken zu spielen. So laut, wie du hier durch die Gegend stampfst, wissen die anderen sofort, in welche Richtung wir gegangen sind.«
Er drehte sich um und blickte auf den Weg zurück, den sie bereits gegangen waren. Riesige Fußabdrücke waren dort zu sehen.
»Und an deiner Spur werden sie auch wissen, wo genau wir uns versteckt haben. Warum habe ich eigentlich immer das Pech, mit dir zusammen spielen zu müssen?«
Dieter ließ den Kopf hängen. Hätte er Finger gehabt, hätte er sich eine Träne aus dem Auge gewischt.
»Tut mir leid. Ich kann das halt nicht besser. Ich bin eben mit so großen Füßen auf die Welt gekommen.«
Er stampfte weiter hinter dem Otter her, der aber ziemlich schnell die Geduld verlor.
»Ich kann so nicht weiter machen. Entweder wir trennen uns sofort oder wir lassen es bleiben.«
Er bog ab, flitzte davon und war nach wenigen Sekunden nicht mehr zu sehen. Die anderen Tiere würden eine Ewigkeit nach ihm suchen müssen.
Dieter setzte sich auf den Boden und dachte nach. Er wollte nicht gelangweilt in der Ecke sitzen und den anderen beim Spielen zuschauen. Er wollte doch nur dazu gehören.
Dieter begann zu grinsen. Ihm war etwas eingefallen. Mit schnellen, krachenden Schritten lief er nach Hause, band sich dort unter jeden Fuß ein dickes Kopfkissen und schlich dann völlig ungehört zurück nach draußen. Leicht wie eine Feder, als würde er auf Wolken gehen, suchte er sich ein Versteck. Er stellte sich hinter einen großen Baum, steckte den Kopf in die Krone und verhielt sich mucksmäuschenstill.
Der Fuchs hatte nun endlich bis hundert gezählt und machte sich auf die Suche. Schnell war er auf die Spur von Dachs und Biber gestoßen. Der Biber hatte eine breite Spur mit seinem Schwanz durch den Staub gezogen. Auch den Otter erwischte es irgendwann, weil er sich sein siegessicheres Kichern nicht verkneifen konnte. Nur Dieter blieb unauffindbar.
Nachdem der Fuchs aufgegeben hatte, kam der Dinosaurier aus grinsend aus seinem Versteck.
»Das nächste Mal spielen wir wieder zusammen.«, sagte der Otter. »Dann kannst du mich in die Baumkrone heben. Dort wird mich bestimmt nie jemand finden.«
Doch Dieter schüttelte den Kopf. »Du warst sehr gemein zu mir und hast dich immer noch nicht bei mir entschuldigt. Deswegen werde ich erstmal allein weiter spielen.«

(c) 2021, Marco Wittler


Image by gdakaska from Pixabay

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