1181. Raumschiff Enterschwein unter Beschuss

Raumschiff Enterschwein unter Beschuss

Captain Uli Grunz hatte sich mühevoll in seinen Raumanzug helfen lassen. Überall zwickte und zwackte es. Hätte er doch bloß nicht so viel Cracker mit Käsedip in der letzten Zeit gefuttert. Das rächte sich nun. Sein Bauch hatte an Umfang zugenommen. Seine Ausrüstung passte nicht mehr richtig.
»Jetzt mach schon!«, forderte er Fähnrich Schwarte auf. »Du musst kräftiger an meinem Hintern drücken. Ich komme sonst niemals pünktlich in den Anzug und in den Einsatz.«
Schwarte drückte mit den Händen und stützte sich gleichzeitig mit einem Bein an der Wand ab. Uli rutschte ein paar Zentimeter tiefer. Der Reißverschluss konnte endlich geschlossen werden.
»Ich werde wohl darauf verzichten müssen, zu tief einzuatmen.«, seufzte der Captain. »Ich habe die Befürchtung, dass der Raumanzug sonst irgendwo platzt.« Er betrat das Shuttle, aktivierte den Antrieb und flog der Planetenoberfläche entgegen. Nach wenigen Minuten erreichte er sein Ziel. Auf einem weiten Plateau stieg er aus und sah sich um.
»Endlich ist es so weit.«, hörte er eine Stimme, die über Funk in seinem Helmlautsprecher ertönte. Hinter einem Felsen kam Keiler hervor, Ulis Erzfeind und einer der gefährlichsten Raumpiraten aller Zeiten.
Der Captain sah sich verzweifelt um. Mit dieser Begegnung hatte er nicht gerechnet. Er war davon ausgegangen, dass Keiler eine langjährige Haftstrafe in einem Hochsicherheitsgefängnis auf dem Erdmond absaß. Da hatte er sich wohl geirrt.
»Heute rechnen wir ab, Uli.« Keilers Stimme klang bedrohlich. »Ich werde mich für jeden einzelnen Tag rächen, den ich im Knast verbracht habe.«
Uli sah an sich herab. Da er nur einen neuen Planeten hatte erkunden wollen, war er unbewaffnet. Doch auch sein Gegner schien keine Strahlenpistole am Gürtel hängen zu haben.
»Oh, nein.«, lachte Keiler. »Ich werde mir nicht die Finger an dir schmutzig machen. Ich werde genüsslich zuschauen, wie meine Mannschaft dich fertig macht.«
Keiler drückte auf einen Knopf, der sich am Ärmel seines Raumanzugs befand. Sekunden später senkte sich ein weiteres Shuttle vom Himmel herab. Aus einer Klappe fuhr eine Waffe heraus und schoss.
Uli schaltete schnell und tat das Einzige, was in dieser Situation richtig war. Er nahm seinen Helm ab und öffnete seinen Mund.
»Wie? Was? Nein! Was soll das?« Keilers Gesicht wurde rot vor Wut. Sein Kanonier hatte die Waffen verwechselt. Statt der Strahlenkanone hatte er den Kuchenwerfer aktiviert. Uli wurde mit Christstollen vom letzten Weihnachtsfest beschossen und schlang diesen genüsslich herunter.
»Mensch, Keiler. Das war ja eine tolle Idee von dir.«, freute sich Uli schmatzend. »Mit so einer freundlichen Geste von dir hätte ich niemals gerechnet.«
Frisch gestärkt stürzte sich der Captain ohne Vorwarnung auf seinen alten Feind und sorgte dafür, dass sich dieser nicht mehr bewegen konnte.
»Du bist übrigens festgenommen. Der Angriff auf einen Raumschiffkommandanten ist strafbar.«

(c) 2021, Marco Wittler


Image by Dmitry Abramov from Pixabay

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