188. Der Urlaubsbericht

Der Urlaubsbericht

R:    Reporter
P:    Papa
M:    Mama
T:    Tochter

R:    Wo kann man heute noch mit Kindern seinen Urlaub verbringen? Gibt es vor Ort Kindermenüs, spezielle Animateure und Angebote für unsere Kleinen oder trifft man eher auf Senioren, die froh sind, wenn sie ihre Ruhe haben können? Deswegen sind wir heute in der Stadt unterwegs und befragen Familien, wo sie ihren nächsten Urlaub verbringen werden. Guten Tag, der Herr. Darf ich sie fragen, wie sie mit Familie ihren letzten Urlaub verbracht haben und was sie für diesen Sommer planen?

P:    Ach ja, wenn ich mich an letztes Jahr zurück erinnere, dann war ich sehr zufrieden. Jeden Tag schien die Sonne, der Strand war sauber und unsere kleine Tochter wollte gar nicht wieder zurück nach Hause. Man hat sich wirklich sehr rührend um sie gekümmert. Aber auch für mich selbst hat es auf jeden Fall gelohnt.

T:    Das war auch richtig lustig, dass du…

M:    (redet einfach dazwischen)
Das war mir klar, dass du dich dort wohl gefühlt hast. Von morgens bis abends am Pool liegen, bedient werden und auf dem Zimmer ein Fernseher mit Sportkanal. Für euch Männer gibt es doch nichts Schöneres.

R:    Das alte Problem der Geschlechter. Aber wie haben sie selbst den Urlaub empfunden?

M:    Mein Interesse lag da viel mehr im kulturellen Bereich. Wenn ich in ein anderes Land fahre, möchte ich auch etwas sehen. Es gibt so viele Museen, Sehenswürdigkeiten und alte Städte. Man möchte doch auch im Urlaub etwas lernen.

T:    Mama hat mich auch jedes Mal mitgenommen. Wir waren jeden Tag auf dem Basar neben dem Museum. Die Menschen reden da in einer ganz komischen Sprache und verkaufen an jedem Stand Handtaschen und Ohrringe. Da hat die Mama ihr ganzes Taschengeld ausgegeben.

R:    (amüsiert) Das klingt doch schon eher nach der Wahrheit, kleines Fräulein.

M:    (nervös) Ach Schatz, das möchte der Onkel bestimmt gar nicht wissen.

P:    (niedergeschlagen) Und nach einer Woche war dann schon die Urlaubskasse leer.

R:    Jetzt würde ich aber gern noch erfahren, wie das kleine Fräulein ihren Urlaub erlebt hat.

T:    (begeistert) Das war der beste Urlaub meines ganzen Lebens. Jeden Tag gab es unheimlich viel zu Lachen. Der Papa hat so viele lustige Sachen gemacht.

P:    (nervös) Spätzchen, wolltest du nicht vorhin noch ein Eis haben? Ich glaube, den Mann interessiert das gar nicht so.

R:    (neugierig) Doch, ich denke, der eine oder andere Hörer unserer Sendung würde schon gern hören was ihre Tochter zu sagen hat.

T:    Also gleich am ersten Tag wollte der Papa mit meinem Ball spielen. Das war nicht so schön. Er übertreibt immer und hat ihn ganz weit weg geschlagen. Gelandet ist der Ball dann auf dem Rücken einer Frau, die vor Schreck gestolpert und dann in den Pool gefallen ist. Dabei hatte sie nicht einmal einen Badeanzug an.

R:    (versucht, ein Lachen zu unterdrücken)
Das klingt doch nach einem richtig lustigen Erlebnis. Dann darf ich mich bedanken für…

T:    (unterbricht)
Am zweiten Tag hat der Papa noch was viel Lustigeres gemacht. Da ist ihm eine hübsche Frau entgegen gekommen. Also hat er schnell seinen Bauch eingezogen und sie die ganze Zeit angelächelt. Aber er hatte nicht mehr nach vorn geschaut und fiel über einen Liegestuhl. Festgehalten hat er sich dann am Rock einer alten Frau, der dann abriss. Die hat ganz schön laut geschimpft und hat Papa mit ihrem Sonnenschirm gehauen.

M:    (liebevoll) Du bist aber auch manchmal ein tollpatschiger Kerl.
(amüsiert) Sie hätten ihn mal am Abendbuffet erleben sollen. Er hat den ganzen Saal unterhalten. Er kommt direkt vom Pool herein, natürlich noch mit den Badelatschen an den Füßen. Da reißt ihm plötzlich der Halteriemen. Er stolpert, stürzt und landet direkt mit seiner ganzen Länge auf den Töpfen und Schüsseln. Die Hotelgäste haben gelacht, aber die Köche waren ziemlich sauer.

P:    Danach sind wir dann auch frühzeitig wieder nach Hause gefahren.
(seufzt) Der Hotelmanager hatte mir direkt gedroht, allen Hotels weltweit von mir zu erzählen, damit uns niemand mehr aufnimmt. Ich glaube, den nächsten Urlaub verbringen wir wohl nur bei meinen Eltern in der Lüneburger Heide.

M&T:    (entsetzt) Oh, nein!

R:    Vielen Dank für das interessante Gespräch.

(c) 2009, Marco Wittler

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