304. Murmeltiertag

Murmeltiertag

Es war der zweite Februar, als Tim ganz aufgeregt in seinem Zimmer herum hüpfte.
»Was ist denn mit dir los?«, fragte Papa neugierig, als er zufällig einen Blick durch die Tür warf.
»Weißt du denn gar nichts?«, antwortete Tim.
»Heute ist doch einer der wichtigsten Tage des ganzen Jahres.«
Papa warf einen verwirrten Blick auf den Kalender, konnte aber nicht feststellen, was so besonders an einem Dienstag sein konnte.
Tim verdrehte die Augen, holte ein Tierbuch aus dem Regal und schlug eine bestimmte Seite auf.
»Das Waldmurmeltier.«, las Papa vor. Mehr verstand er aber immer noch nicht.
»Heute ist Murmeltiertag. Heute entscheidet es sich, wie lange der Winter  noch dauern wird. Das weiß doch jedes Kind.«
Papa sah aus dem Fenster und deutete auf den Schnee, der gerade taute.
»Wenn du mich fragst, dann ist es vorbei mit dem Winter. Es wird wärmer.«
Tim legte das Buch zur Seite und nahm Papa mit in den Flur.
»Du hast doch keine Ahnung. Deswegen werde ich auch ein Murmeltier befragen und nicht dich.«
Er zog sich seine Jacke über.
»Beeil dich. Wir müssen in den Zoo. Um fünfzehn Uhr kommt das Murmeltier aus seinem Bau und schaut sich um.«

Ein paar Minuten vor fünfzehn Uhr standen die beiden mit unzähligen anderen Kindern und Eltern vor dem Murmeltiergehege. Ein Tierpfleger stand schon bereit und sah immer wieder auf seine Uhr.
»Es ist Zeit.«, rief er und alle anderen verstummten.
Drei Mal klopfte er mit einem Stock gegen einen künstlichen Baumstumpf mit Türchen. Dann öffnete er das Türchen und holte das Murmeltier hervor.
Die Kinder jubelten und wurden wieder still.
»Kannst du deinen Schatten sehen, Toni?«, fragte der Tierpfleger das Murmeltier und hielt es sich an sein Ort.
Es dauerte eine Weile. Die Kinder wurden langsam unruhig.
»Toni hat sich umgesehen.«, rief plötzlich der Tierpfleger.
»Heute Nachmittag hat er seinen Schatten gesehen. Deswegen wird er sich für die nächsten sechs Wochen wieder in seinen Bau zurück ziehen. Wir werden also noch weitere sechs Wochen mit dem Winter leben müssen.«
In diesem Moment erschallte lauter Jubel aus allen Kindermündern. Sie freuten sich auf weiteren Spaß im Schnee.

(c) 2010, Marco Wittler

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