312. Das kranke Baby

Das kranke Baby

Im Krankenhaus schlichen immer wieder zwei Mädchen am Zimmer eines Babys vorbei und drückten sich am Fenster die Nasen platt.
»Was hat denn das Baby?«, fragte Hanna ihre Freundin, die mit ihr ein Zimmer teilte.
»Weiß ich doch auch nicht. Mehr als der Name steht hier auch nicht an der Tür. Jasmin.«, las Lina leise vor.
»Schau doch nach, wenn du dich traust.«
Das ließ sich Hanna nicht noch einmal sagen. Sie blickte nach links und rechts. Es war sonst niemand im Flur zu sehen. Also öffnete sie leise die Zimmertür und schlich sich an das kleine Babybettchen. Doch in diesem Moment kam eine Krankenschwester um die Ecke.
»Was machst du denn da? Komm sofort da raus.«
Sie holte Hanna aus dem Zimmer und hockte sich dann vor die beiden Mädchen.
»Was sollte das denn grad werden?«
Hanna sah verschämt auf den Boden.
»Wir wollten doch nur wissen, warum so ein kleines Baby schon im Krankenhaus liegen muss.«
Das sah dann auch die Krankenschwester ein. Also brachte sie Hanna und Lisa zurück in ihr Zimmer und erklärte den beiden, dass das kleine Baby einen schweren Herzfehler hatte und daran bald operiert werden musste.
»Braucht es denn ein neues Herz?«, fragte Hanna später ihre Freundin. Aber darauf fanden sie keine Antwort.
»Wir müssen was dagegen unternehmen. Dem Baby müssen wir unbedingt helfen. Ich weiß auch schon, wie wir das machen.«
Hanna war nicht aufzuhalten. Sie hüpfte aus ihrem Bett und lief durch die ganze Kinderstation. In jedem einzelnen Zimmer machte sie halt und sprach mit allen Kindern, die sie traf.

Am nächsten Tag kam eine Frau in die Kinderstation. Sie kam jeden Tag hierher und sah nach dem Baby – ihrem Baby. Sie ging durch die Tür, an der Jasmin stand und blieb plötzlich wie erstarrt stehen.
Sie musste sich erst einmal verwirrt umschauen. Dann rieb sie sich noch die Augen. Aber alles, was sie sah, war wirklich da.
Überall an den Wänden hingen große und kleine Herzen mit Grüßen und Genesungswünschen.
Die Frau musste vor Rührung weinen. Dann lief sie auf den Gang und fragte die Schwester nach den vielen Herzen.
»Das war eine Idee der beiden Mädchen dort.«
Sie zeigte auf Hanna und Lina.
»Aber alle anderen Kinder haben auch mit geholfen.«
Die Frau sah sich um. Plötzlich standen überall Kinder, die sie anlächelten.
»Vielen Dank, ihr Lieben, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist das Schönste, das jemand für mein kleines Baby gemacht hat.«

(c) 2010, Marco Wittler

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