397. Die sprechende Haltestelle

Die sprechende Haltestelle

Uroma Waltraud war zu Fuß in der Stadt unterwegs. Der Rückweg wurde ihr dann aber doch zu anstrengend. Immerhin hielt sie in beiden Händen zwei schwere Einkaufstaschen.
»Puh.«, machte sie.
»Ist das schwer. Ich werde wohl doch langsam etwas alt.«
Sie sah sich um und entdeckte eine Haltestelle, die nur ein paar Meter entfernt war.
»Hm, das ist gar keine schlechte Idee. Ich warte auf den nächsten Bus und fahre mit ihm nach Hause.«
Sie ging langsam zum Wartehäuschen und warf einen Blick auf den Fahrplan.
»Ach je. Was ist denn das?«
Uroma Waltraud rückte ihre Brille auf der Nase gerade.
»Die Abfahrtszeiten sind ja so klein geschrieben, dass kann doch kein Mensch lesen.«
Verzweifelt sah sie sich nach Hilfe um, konnte aber niemanden entdecken.
»Wenn mir doch bloß jemand den Fahrplan vorlesen könnte.«
Plötzlich ertönte eine laute Stimme.
»Sehr geehrter Fahrgast. Herzlich Willkommen an unserer Bushaltestelle. Wir freuen uns, dass sie sich für eine Fahrt mit unserem Unternehmen entschieden haben.«
Uroma Waltraud sah sich verwirrt um. Woher kam nun diese seltsame Stimme?
»Bitte wählen sie eine Buslinie und sprechen sie laut die dazu gehörige Nummer und Fahrtrichtung.«
Uroma traute sich zuerst nicht. Doch dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen.
»Linie 1 in Richtung Hemer.«
»Vielen Dank.«, sagte die Stimme.
»Der nächste Bus kommt in sechs Minuten. Bitte haben sie bis zur Abfahrt noch etwas Geduld und machen sie es sich auf einem unserer Sitzplätze gemütlich.«
Uroma Waltraud war verblüfft.
»Du meine Güte. Die heutige Technik ist wirklich praktisch. Wer hätte gedacht, dass Haltestellen so modern sind. Ich glaube, ich werde öfter mit dem Bus fahren.«
In diesem Moment kam ein junger Mann hinter dem Wartehäuschen hervor.
»Dann dürfen sie aber nicht darauf hoffen, dass ich zufällig hier stehe und ihnen erneut den Fahrplan vorlese.«, sagte er.
Grinsend setzte er sich ebenfalls und wartete auf seinen Bus.
»Sie sind mir aber ein Schelm.«, sagte Uroma Waltraud und bedankte sich für die nette Hilfe.

(c) 2012, Marco Wittler

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