613. Weiße Weihnachten

Weiße Weihnachten

„Ob es dieses Jahr schneien wird?“
Hannah sah zuerst auf auf den Kalender, dann durch das Fenster nach draußen. Es war definitiv kalt genug für Schnee. Es würde am heutigen Heligabend nicht regnen, wie es in den Jahren zuvor geschehen war. Aber eines fehlte zum weißen Glück. Die Wolken. Der Himmel war sternenklar.
„Nein. Ich habe wohl auch dieses Jahr wieder Pech. Ist das doof.“
In diesem Moment kam Papa in den Hausflur.
“ Nicht gleich traurig sein. Es wird schon irgendwann ein Weihnachtsfest geben, das weiß sein wird.“
„Aber wie lange soll das denn nich dauern? Ich bin jetzt zehn Jahre alt und habe noch nie weiße Weihnachten erlebt. Soll ich erst eine Oma werden? So lange halte ich das nicht mehr durch.“
Papa dachte kurz nach. Dann grinste er über das ganze Gesicht.
„Ich glaube, ich habe da eine Idee.“
Er ging in den Keller und kam wenige Minuten später mit mehreren Sprühflaschen und einem Ventilator zurück, den er mit einer Handkurbel ausgestattet hatte.
„Was hast du denn damit vor?“
„Wir machen unseren eigenen Schnee. Alles was wir dafür brauchen ist eine Schneemaschine.“
Er öffnete ein Fenster, stellte den Ventilator auf das Fensterbrett und begann zu an der Kurbel zu drehen.
„Die Kurbel ist wichtig. Wir dürfen keinen Strom benutzen, weil das mit Wasser zu gefährlich ist.“
Dann nahm er eine der Flaschen und versprühte ganz feine Wassertropfen, die durch den Ventilator verwirbelt und nach draußen gepustet wurden. Danach dauerte es nur wenige Augenblicke, bis sich die feinen Tropfen in kleine Schneeflocken verwandelten. Es schneite.
„Juhuu! Papa, du bist der Größte.“
Hannah schnappte sich auch eine Sprühflasche und half mit, die erste weiße Weihnacht ihres Lebens zu erschaffen.

(c) 2017, Marco Wittler

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