729. Oskar macht einen Notruf

Oskar macht einen Notruf

Oskar stand gespannt hinter der Haustür und sah immer wieder durch das kleine Fenster nach draußen. Es sollte nur noch wenige Augenblicke dauern. Er fieberte dem Moment schon seit Stunden entgegen. Jetzt war es endlich so weit. Papa kam von der Arbeit.
Nur wenige Sekunden später bog ein Auto um die Kurve und parkte vor dem Haus. Papa stieg aus und kam zum Haus. Oskar öffnete ihm und stürzte sich ihm freudig entgegen.
»Endlich bist du wieder da.«, freute er sich.
»Das ist schön, dass du dich freust, mich wiederzusehen.« antwortete Papa. »Aber lass mich wenigstens meine Sachen ablegen, bevor du mich umwirfst.«
Oskar ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. Papa legte seine Uniform ab und hängte sie an die Garderobe. Seine Tasche verstaute er ordentlich unter der Treppe.
»So, jetzt habe ich für dich Zeit.«
Er nahm Oskar an die Hand und ging mit ihm die Küche. Wie nach jedem Arbeitstag brauchte er etwas zu essen. Sein Beruf als Feuerwehrmann war mächtig anstrengend und erzeugte einen großen Hunger.
»Was hast du heute erlebt?«, fragte Oskar jedes Mal und hörte Papa nur zu gern beim Erzählen seiner Abenteuer zu.
»Heute nicht viel.«, berichtete Papa schmatzend, der sich gerade ein Butterbrot in den Mund geschoben hatte. »Ich habe eine Katze aus einem Baum gerettet und den Rettungswagen von oben bis unten aufgeräumt und geputzt. Also ausnahmsweise mal ein langweiliger Tag.«
In diesem Moment kam Mama herein und hob den Zeigefinger.
»Na na.«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »D u bist ein schlechtes Vorbild. Mit vollem Mund spricht man nicht. Du willst doch nicht, dass Oskar sowas macht.«
Papa schluckte seinen letzten Bissen herunter und entschuldigte sich. Dann aß er sein Brot weiter.
Oskar entschuldigte sich auch, dass er Papa vom Essen abgelenkt hatte und verschwand in sein Zimmer.

Nach einer ganzen Weile ertönte plötzlich seine Stimme aus dem Kinderzimmer.
»112!«, rief er laut. »112!«
Das war Papas Stichwort. Wenn er einen Notruf hörte war er sofort in seinem Element. Er sprang vom Sofa auf und rannte in den Flur. Schnell warf er seine Uniformjacke über, setzte den großen Helm auf und sprintete dann weiter ins Kinderzimmer.
»Was ist passiert?«, fragte er aufgeregt.
»Teddy ist vom Bett gefallen.«, berichtete Oskar. »Er hat starke Schmerzen im rechten Arm.«
Papa grinste breit und holte eine Verbandsrolle aus der Uniformtasche.
»Kein Problem. Das haben wir gleich.«
Fachmännisch wickelte er den Verband um Teddys Arm und machte ihn anschließend mit einem Pflaster fest.
»Jetzt braucht dein Teddy nur noch etwas Bettruhe, bis es ihm wieder besser geht.«
Oskar nickte und legte seinen Teddy ins Bett.
»Ich wünsche dir gute Besserung, Teddy. Hoffentlich kommst du bald wieder auf die Beine. Erst dann können wir wieder zusammen spielen.«
Papa nahm den Helm ab und zog seine Uniform wieder aus.
»Und pass das nächste Mal besser auf, wenn du aus dem Bett kletterst, Teddy.«
Dann brauchte er seine Ausrüstung zurück in den Hausflur und setzte sich wieder zu Mama aufs Sofa. Jetzt hatte er wieder Feierabend.

(c) 2019, Marco Wittler

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