1146. Monströs

Monströs

Es juckte in seinem dichten Fell. Irgendwo war da etwas, was er aber nicht sehen konnte. Wie verrückt wollte er sich an dieser Stelle kratzen, kam aber einfach nicht dran, denn bis zwischen die Schulterblätter kam er mit seiner Hand nicht.
»Verdammt!« Er brüllte, so laut er nur konnte. »Dieses Jucken macht mich noch wahnsinnig. So schlimm habe ich das noch nie erlebt. Das soll endlich aufhören.«
Er sah sich um, hoffte eine Lösung für sein Problem zu finden. Doch das war gar nicht so einfach. Es war niemand in der Nähe, der ihm hätte helfen oder gar kratzen können.
»Wie gerne würde ich mir das ganze Fell abrasieren, aber ich habe keinen Rasierer.«
Er rannte in seiner Behausung immer wieder hin und her, durchsuchte Schränke, Schubladen und jede Ecke, in der er Erleichterung hätte finden können. Doch erst in der allerletzten Ecke des dunklen Kellers fand er in einem alten Pappkarton einen Rückenkratzer aus Holz.
»Oh, man. Das ist die Lösung. Jetzt wird alles besser.«
Er setzte sich mit seinem Hintern auf den Boden und begann zu kratzen.
»Oh, ja. Verdammt, tut das gut.«
Das Jucken hörte endlich auf. Es ging ihm von einer Sekunde zur nächsten besser.
Doch dann ertönte eine Stimme. »Hey, was soll der Blödsinn. Willst du mich mit deinem bösartigen Holzstab zerquetschen, du gemeiner Unhold?«
Er erschrak, beendete das Kratzen und sah sich den Stab an. An dessen Ende hing ein kleines, blaues Monster, das grimmig drein schaute.
»Ah, verdammt! Ein Monster!«, rief er.
Sein kleines Gegenüber seufzte. »Was soll denn das jetzt? Hast du irgendwann in deinem Leben mal einen Blick in den Spiegel gewagt?«
Nein. Das hatte er tatsächlich nicht. Besaß er überhaupt einen? Nein, er glaubte nicht. Schnell lief er aus dem Haus und warf einen Blick in den nahen See und sah in das blaue Gesicht eines großen, blauen Monsters.
»Ah! Ich bin ein Monster.«
»Gut erkannt, Großer.«, sagte das kleine Monster.

(c) 2021, Marco Wittler

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