1576. Kohlendioxid

Kohlendioxid

»… diskutieren gerade Wissenschaftler über Möglichkeiten, wie man das menschengemachte Kohlendioxid aus der Atmosphäre filtern und dauerhaft speichern kann, um das Weltklima zu retten.«
Sofie legte die Stirn in Falten und dachte nach. »Warum denken die Wissenschaftler darüber nach? Ich dachte immer, dass sich die Natur darum kümmert, dass wir gute Luft haben.«
Papa, der neben ihr auf dem Sofa saß, nickte und seufzte. »Wenn das mal so einfach wäre. Aber wir Menschen sorgen immer wieder dafür, dass die Natur aus dem Gleichgewicht kommt und sie nicht mehr mit uns mithalten kann. Irgendwann müssen wir für unsere Fehler büßen, wenn wir nicht rechtzeitig etwas unternehmen. Genau aus diesem Grund forscht man an neuen Methoden, um das Kohlendioxid, das zu viel ist, dauerhaft zu speichern.«
Sofie, die es gewohnt war, dass Papa ihr jede Frage beantwortete, bekam strahlende Augen. »Weißt du was? Mir fällt da gerade eine Geschichte ein, die ich erst kürzlich gehört habe. Der Paul hat sie mir erzählt. Sie handelt zufällig von Kohlendioxid und wie es ganz einfach wieder verschwindet. Und die werde ich dir jetzt erzählen.«
Papa, der von seiner Tochter völlig überrascht war, setzte sich schnell in einen Gartenstuhl. »Oh ja, eine Geschichte.«
»Und wie fängt eine Geschichte immer an?«, fragte Sofie.
Papa lachte und gluckste vor Freude, dass er kaum ein Wort richtig sprechen konnte. »Ich weiß es. Sie beginnt mit den Worten Es war einmal
Sofie nickte. »Ja, das stimmt. Absolut richtig. Also, es war einmal …«

Es war einmal ein großer Troll, der den lieben, langen Tag auf einer Blumenwiese lag, den Himmel beobachtete und davon träumte, seine Zeit auf einer watteweichen Wolke zu verbringen. »Ach, was wäre das schön, wenn ich meinen ganzen Tag auf einer watteweichen Wolke liegen könnte, um die schöne Blumenwiese von oben zu bewundern. Von da oben sieht sie bestimmt noch viel bunter und prachtvoller aus.« Dann schloss er die Augen und begann zu träumen.
Doch plötzlich drangen laute Geräusche an die Ohren des Trolls. Es brummte, es dröhnte, es quietschte. Gestank und schlechte Luft machten sich breit.
»Du meine Güte, was ist denn hier los?« Er richtete sich auf und schaute sich verwirrt um. Ganz in der Nähe wälzte sich eine riesige Blechlawine quer durch die Natur. Wie bei einer riesigen Schlange war kein Ende in Sicht. Autos, Lastwagen, Busse und Motorräder so weit das Auge blicken konnte.
»Uff!« Der Troll verdrehte die Augen. Es war Wochenende und die Menschen der Stadt kamen nach draußen in die Natur.
»Ich verstehe das überhaupt nicht. Dort wo sie leben zerstören sie alles, was grün ist, betonieren die Landschaften und bauen riesige Häuser, in denen sie sich nicht wohlfühlen, nur um am Wochenende hierher zu kommen. Sie bringen ihre Abgase und ihren Müll mit. Am Ende sieht es dann fast so schlimm aus, wie in einer Stadt.«
Der Troll stand auf, wollte sich zurückziehen, einen ruhigeren Ort aufsuchen, kam aber nicht sehr weit. Er hustete laut, konnte kaum atmen.
»Hilfe! Warum müssen diese Blechkisten nur so viel schlechte Luft produzieren? Das geht gar nicht.«

Während sich alles vor seinen Augen drehte, fiel ihm wieder ein, was die weise, alte Eule mal über Autos erzählt hatte. Sie trugen große Mengen Öl und Benzin in sich herum, verbrannten es, um vorwärts zu kommen und verwandelten es dabei in Gestand, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid, welche schlecht für die Gesundheit waren, aber die Temperaturen auf der ganzen Welt ansteigen ließen. Wie genau das funktioniert, daran konnte sich der Troll nicht mehr erinnern, aber es hatte sich nicht gut angehört.
»Ich muss etwas dagegen unternehmen. Ich muss diese Dreckschleudern aus meiner Natur kriegen. Ich brauche gute Luft und Ruhe für mich und meine Freunde.«
Der Troll drehte sich mehrfach um die eigene Achse, bis er ganz benommen umfiel. Zum Glück landete er im weichen Gras zwischen den vielen Blumen.
»Die Blumen könnten mir helfen. Ich habe da eine Idee.« Der Troll stand wieder auf. Er lief auf der Wiese hin und her, sprach mit jeder bunten Blüte und jeder grünen Pflanze. »Haltet euch bereit. Gemeinsam können wir den Dreck aus der Luft verschwinden lassen.«
Der Troll hielt sich die Nase zu, ging ganz nah an die stinkende Straße heran. Am Ziel hob er die Hände über den Kopf und klatsche laut. »Jetzt!«
Alles, was auf der Wiese wuchs, begann die Luft einzusaugen. Die Pflanzen konnten Kohlendioxid in sich aufnehmen und umwandeln. So konnten sie für frischen Sauerstoff und ein besseres Klima sorgen. Doch dann geschah etwas, womit der Troll nicht gerechnet hatte.
Die Blumen erzitterten. Der Boden begann zu beben. Aus den bunten Blumen entstanden bunte Regenbögen, die alle auf die Straße zuhielten, zwischen den Autos stehenblieben und den Weg versperrten.
»Das ist ja wundervoll. Das ist genial.« Der Troll war begeistert. »Jetzt kommen die Menschen mit ihren Blechstinkern nicht mehr durch und sie müssen nach Hause fahren. Hoffentlich gibt ihnen das zu denken, dass sie die Natur nicht besuchen und verdrecken müssen, sondern ihre Städte wieder natürlicher gestalten und auf sie mehr Rücksicht nehmen.«

»Und seitdem ist die Luft auf der Trollwiese wieder sauber?«, fragte Papa erstaunt.
Sofie nickte. »Seitdem halten sich die Menschen von der Regenbogenwiese fern. Aber leider reicht das noch nicht, denn wir pusten immer noch zu viel Kohlendioxid in die Luft, die dann auch das Klima beim Troll verändert. Deswegen müssen wir auch etwas dafür tun, dass die Umwelt, die Natur und das Klima geschützt wird.«
»Das war eine tolle Geschichte.«, lobte Papa. »Und ich werde mir gleich jetzt Gedanken machen, was wir verbessern können. Ich glaube, ich werde Morgen mit dem Rad zur Arbeit fahren. Vielleicht gehe ich auch einfach zu Fuß.«

(c) 2024, Marco Wittler

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