1662. Alonso hat ein Grummeln im Bauch

Alonso hat ein Grummeln im Bauch

Die Sonne war gerade erst hinter dem Horizont aufgegangen, da stach bereits einer ihrer Strahlen durch den kleinen Schlitz zwischen den Gardinen und traf Alonso direkt ins linke Auge. Er erwachte, hielt sich eine Hand vor sein Gesicht und stand laut gähnend auf.
Alonso zog eine der beiden Gardinen auf und sah hinaus. Die alte Rathausuhr zeigte gerade einmal halb acht in der Früh an.
„Ach, nee!“, regte er sich auf. „Kann sich die Sonne nicht einfach mal an meine Schlafgewohnheiten halten? Jede Morgen macht sie mir einen Strich durch die Rechnung. Wenn das nicht bald aufhört, muss ich einen Schamanen beauftragen, einen Regentanz für mich aufzuführen, damit endlich wieder Wolken am Himmel aufziehen.“
Alonso grinste bei dem Gedanken und stellte sich vor, wie jemand auf der staubigen Straße stand und wilde Verrenkungen machte, die zu keiner ihm bekannten Musik passten.
Er entschloss sich, ein wenig durch die Stadt zu spazieren. Wenn schon so schönes Wetter war, wollte er es wenigstens genießen. „Dafür braucht es aber eine große Tasse Kaffee, damit meine Müdigkeit verschwindet.“
Alonso ging in die Küche, braute sich seinen heißen, schwarzen Trunk und füllte ihn in einen übergroßen Becher. Er verließ sein Haus und marschierte los.
Während er an den Holzhäusern entlang flanierte, die sich alle diesseits und jenseits der einzigen Straße der Stadt befanden, tunkte er seine Röhrenschnauze ganz tief in den Kaffee und genoss jeden einzelnen Schluck.
Ach ja, ich vergaß, eine kleine Besonderheit an dieser Geschichte zu erwähnen. Alonso war natürlich kein Mensch, wie man ihnen normalerweise begegnete, er war ein großer Ameisenbär mit zotteligem Fell.
Jeden Passanten grüßte er mit einem freudigen Lächeln, winkte und wünschte einen guten Morgen, denn auf die Idee, einen schlechten Morgen oder sogar einen schlechten Tag zu wünschen, wäre er nie gekommen. Das wäre auch absolut unhöflich gewesen.
Plötzlich regte sich etwas in Alonsos Bauch. Ein ungutes Ziehen wurde von einem Grummeln begleitet. „Oh, oh! Ich glaube, der Kaffee wirkt schon. Das ging schneller, als ich dachte.“
Der Ameisenbär sah sich um. Wohin sollte er jetzt gehen? Bis nach Hause war es noch nicht so weit, aber auf dem Weg würden ihm wieder viele Tiere begegnen, die er grüßen musste und wollte. Das würde jedoch in dieser Situation zu viel Zeit kosten. Notgedrungen entschied er sich für ein kleines Plumpsklo, das vor dem Saloon stand. Zum Glück war es gerade frei, da sich die Cowboys im Inneren des Gebäudes befanden.
Alonso setzte sich über das Loch, dass in einem erhöhten Holzbrett gesägt worden war. „Hoffentlich bekommt das niemand mit, das wäre mir unglaublich peinlich.“ Doch der Druck im Bauch war so groß, dass es nicht völlig geräuschlos passieren würde.
„Ich muss das irgendwie übertönen. Mich darf da draußen niemand hören.“ Verzweifelt sah sich der Ameisenbär um und entdeckte einen Dudelsack, der neben seinem Kopf an der Wand hing. „Warum hängt der dort?“, wunderte sich Alonso, war aber sehr glücklich darüber. Er nahm das Instrument, wollte es gerade aufblasen, als er es enttäuscht wieder an den Haken hängte. Mit seiner Röhrenschnauze, konnte er es nicht benutzen.
Plötzlich ertönte draußen auf der Straße ein Geräusch. Jemand furzte so laut, dass die Holzwände zu wackeln begannen. Dann war jemand zweites, drittes, es schien, als würde sich ein ganzer Furzchor vor dem Klohäuschen befinden. Alonso nutzte die Zeit, verrichtete schnell sein Geschäft. in dem Lärm der anderen fiel sein eigener Furz gar nicht mehr auf.
„So ein Glück.“ Wirklich? Nein. Das konnte doch nicht sein.aber würde sich schon freiwillig als Gruppe treffen und einfach um die Wette furzen?
Alonso öffnete die Tür, trat wieder ins Freie und sah sich fünf Männern gegenüber, fünf große, kräftige Cowboys, die vor einer Minute noch im Saloon gesessen hatten. Einer von ihnen zwinkerte dem Ameisenbären zu und grinste. „Das Furz-Kommando ist erfreut, dass es deine Notlage übertönen durfte. Wenn du noch einmal unsere Hilfe brauchen solltest, melde dich einfach bei uns. Wir sind stets einsatzbereit.“ Er winkte seinen Leuten zu, mit ihm wieder zurück in den Saloon zu gehen. „Auf gehts. Jetzt wird Bohnensuppe gegessen. Wir müssen uns für den nächsten Einsatz vorbereiten.“

(c) 2024, Marco Wittler

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