Ein Picknick im Wald
In den letzten Wochen hatte es ohne Pause geregnet. Dunkle Wolken hatte für lange Zeit die Sonne verdeckt. Doch nun war es endlich seit drei Tagen wieder schön. Das Grau am Himmel hatte sich verzogen und einem kräftigen Blau Platz gemacht. Mittlerweile war es auch wärmer geworden. Da lohnte es sich, etwas draußen zu unternehmen.
»Wir werden heute ein Picknick machen.«, hatte Mama schon beim Frühstück entschieden.
»Ein Picknick?«, hatte Anna-Lena neugierig gefragt.
»Was ist denn das?«
Mama lachte.
»Wir verlegen das Mittagessen und deine geplante Teeparty nach draußen. Wir nehmen einen Korb, packen da eine Decke hinein, etwas zu Essen, Teller, Besteck, Getränke und gehen zusammen in den Wald und machen es uns auf der großen Lichtung bequem.«
Anna-Lena bekam hoch erfreute Augen.
»Juhuu. Das ist eine prima Idee. Ich hole gleich alles her, was ich noch brauche.«
Und schon flitzte sie in ihr Zimmer.
Zwei Stunden später war es so weit. Mama hatte in der Küche noch einige Dinge vorbereitet. In einer Schlüssel hatte sie Kartoffelsalat gemacht, in einer großen Dose lagen Butterbrote. Obst durfte natürlich auch nicht fehlen. Der leckere Apfelsaft musste ebenfalls mit.
»Jetzt müssten wir eigentlich alles haben.«
In diesem Moment kam Ann-Lena die Treppe herunter gelaufen. Sie hatte sich einen Rucksack umgeschnallt.
»Da sind nur meine wichtigsten Puppen und Kuscheltiere drin.«, erklärte sie.
»Die freuen sich alles schon auf das Picknick. Ich konnte es ihnen nicht ausreden. Sie haben sogar geweint, als ich sagte, sie müssten zu Hause bleiben. Also nehm ich sie alle mit.«
Mama nahm ihre Tochter an die eine Hand, den Korb an die andere und gemeinsam gingen sie ein Liedchen singend in den Wald.
Überall roch es angenehm nach Natur. Hier und da waren bunte Blüten zu sehen Wenn man sich leise verhielt, hatte man sogar die Chance ein scheues Reh hinter einem Busch zu entdecken.
»Da vorn ist schon die Lichtung.«, sagte Mama.
Sie hatten ihr Ziel erreicht. An Ort und Stelle breiteten sie gemeinsam die Decke aus und setzten sich darauf. Anna-Lena ließ es sich nicht nehmen, die einzelnen Schüsseln, Dosen, Teller und Becher um sich herum zu verteilen.
»Hm, womit fange ich denn an?«, fragte sie sich und griff sich kurz darauf ein Butterbrot mit Käse.
»Das ist richtig lecker. Hier draußen schmeckt es noch viel besser als zu Hause.«, erklärte sie begeistert mit vollem Mund.
Doch bevor sie den ersten Bissen schlucken konnte, stockte ihr der Atem, denn eine kleine Erdbeere bewegte sich plötzlich von ihrem Teller weg zum Rand der Decke.
»Was ist denn das?«
Nun wurde auch Mama neugierig, denn es war nicht bei der einen Erdbeere geblieben. Nach und nach bewegten sich nun auch kleine Tomaten, Gurkenscheiben und mehr.
»Da geht doch was nicht mit rechten Dingen zu.«, sagte Mama misstrauisch.
Sie schnappte sich eine laufende Erdbeere und sah darunter.
»Schau mal einer an.«
Sie hatte die Lösung des Rätsels gefunden. Winzig kleine Ameisen hatten sich das Obst und Gemüse geschnappt und wollten es nun in ihren Hügel schleppen.
»Na gut.«, sagte Mama.
»Die dürft ihr behalten. Aber der Rest ist für uns.«
Zusammen mit Anna-Lena brachte sie die Sachen zu einem nahen Tisch.
»Dann essen wir halt doch nicht auf dem Boden.«
Anna-Lena musste aber immer noch grinsen, denn sie beobachtete weiterhin das wandernde Diebesgut, wie es sich seinen Weg durch die Wiese bahnte.
(c) 2010, Marco Wittler
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