431. Windbeutel (Hallo Oma Fanny 4)

Windbeutel

Hallo Oma Fanny.

Ich bin es, der Noah. Du wirst nicht glauben, was ich gestern erlebt habe. Es ist so verrückt, dass ich es selbst fast nicht glaube.
Es begann alles am Nachmittag. Tante Melanie war zu Besuch gekommen. Mama hatte dafür extra den Tisch im Esszimmer gedeckt, eine große Kanne Kaffee gekocht, einen Kuchen gebacken und eine Schüssel mit kleinen Windbeuteln gemacht. Die waren so lecker, dass ich gleich acht Stück von ihnen gegessen habe.
Als ich dann satt war, bekam ich plötzlich ein seltsames Gefühl im Bauch. Er fühlte sich so leicht und luftig an. Ich hab aber nicht darüber nachgedacht. Seltsam wurde es erst, als ich mich nicht mehr richtig auf meinem Stuhl sitzen konnte. Es fühlte sich an, als wollte mich jemand hoch heben. Aber hinter mir stand niemand. Ein paar Minuten später schwebte ich schon einige Zentimeter über meinem Stuhl und es ging noch höher.
Mama wollte gar nicht mehr zusehen, als ich ein paar Runden um die Deckenlampe drehte. Papa suchte verzweifelt nach seiner Kamera, konnte sie aber nicht finden. Er wollte das unbedingt seinen Freunden zeigen, die das ohne Beweisfoto nicht glauben würden.
Etwas später kam dann meine Schwester vom Sport nach Hause. Als sie die Tür öffnete, wehte der Wind herein und blies mich durch die Gartentür nach draußen.
Unter freiem Himmel konnte ich mich nirgendwo mehr festhalten. Ich schwebte also immer höher, bis alle Menschen unter mir so klein aussahen wie Ameisen. Als ich in den Wolken ankam wachte ich plötzlich auf, denn das alles war nur ein völlig verrückter Traum.
Hast du schon mal so etwas geträumt?

Liebe Oma Fanny, ich freue mich schon auf deinen nächsten Brief. Bis bald.

Dein Noah.

(c) 2012, Marco Wittler

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