465. Eine Mütze gegen die Sonne

Eine Mütze gegen die Sonne

Niko lief die steile Treppe hinauf, bis er endlich ganz oben auf dem hohen Deich stand. Von dort aus hatte er einen weiten Ausblick über das Meer auf der einen Seite und über das flache Land auf der anderen, wo sich der Campingplatz befand, auf dem Niko mit seinen Eltern für ein paar Tage lebte.
»Wow, ist das toll hier.«, freute er sich über den Urlaub an der Nordsee.
»Das ist der schönste Urlaub meines Lebens.«
Ein paar Sekunden später hatten ihn seine Eltern eingeholt.
»Niko, die Sonne scheint. Vergiss bitte nicht deine Mütze.«, wurde er von Mama ermahnt, die ihm anschließend seine Kappe auf den Kopf setzte.
»Kappe tragen ist doof.«, beschwerte sich Niko.
»Warum muss ich die denn überhaupt aufsetzen, wenn ich sie nicht mag?«
Papa erklärte ihm, dass man ohne Mütze einen Sonnenstich bekommen könnte.
»Dann wird dir schlecht, schwindelig und du musst vielleicht sogar ins Krankenhaus. Und das möchtest du doch nicht, oder?«
niko schüttelte den Kopf.
Eine halbe Stunde später kam die kleine Familie an einem Leuchtturm vorbei, den Papa begeistert von allen Seiten fotografierte.
»Warum hat eigentlich der Leuchtturm keine Mütze auf?«, fragte niko grinsend.
»Der Leuchtturm braucht doch keine Mütze.«, erklärte Mama.
»Wieso denn nicht? Er steht den ganzen Tag in der Sonne. Da bekommt er bestimmt viel schneller einen Sonnenstich.«
Grinsend stemmte Niko seine Hände in die Seiten.
»Wenn der Leuchtturm keine Mütze braucht, dann brauche ich bestimmt auch keine.«
Da wusste auch Mama nichts mehr zu sagen.

Am Abend saß Mama mit einer Tüte voller Wollknäuel vor dem Zelt. Sie wollte sich noch eine schicke Mütze häkeln, als ihr eine Idee in den Kopf kam.
Also legte sie ihre Häkelsachen zur Seite, lief von Zelt zu Zelt und traf sich etwas später mit einer großen Gruppe Frauen. Gemeinsam saßen sie nun vor einem großen Berg Wollknäuel und häkelten wie wild um die Wette.
»Was macht ihr denn da?«, wollte Niko wissen.
»Das wird eine Überraschung. Aber jetzt wird noch nichts verraten.«, sagten die Frauen gemeinsam.

Am nächsten Tag waren die Wollknäuel die die Frauen verschwunden.
»Was habt ihr denn jetzt gemacht?«, wollte Niko voller Neugierde wissen.
»Das wirst du schon sehen. Wir gehen jetzt erstmal spazieren. Und vergiss deine Mütze nicht.«
Niko grinste.
»Ich brauche aber keine Mütze. Du weißt doch, der Leuchtturm hat auch keine.«
Also stopfte er sich die Kappe in die Hosentasche und lief den Deich hinauf. Eine Weile ging er mit seinen Eltern am Strand entlang, bis Niko plötzlich erstaunt stehenblieb.
»Hey, was ist denn das?«
Er kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn vor dem Leuchtturm standen die Frauen vom letzten Abend.
»Hat der Leuchtturm wirklich eine Mütze auf?«, fragte Niko erstaunt.
»Oh ja.«, sagte Mama grinsend.
»Gegen die Sonne braucht halt jeder eine Mütze, damit man keinen Sonnenstich bekommt. Da darf auch kein Leuchtturm eine Ausnahme machen. Und jetzt bist du dran.«
Niko gab sich geschlagen. Er zog seine Kappe aus der Tasche und setzte sie sich auf den Kopf.

(c) 2013, Marco Wittler

1 Kommentar

  1. Hallo 😀
    … ich hab mir jetzt einige deiner Geschichten zum Café durchgelesen, also wenn ich noch kleine Kinder hätte, würde ich ihnen jeden Tag daraus vorlesen… aber Enkelkinder lieben sicher auch Geschichten und darauf werde ich jetzt warten! 🙂

    Ich könnte mir gut vorstellen das du für mich eine „Gast-Geschichte“ schreiben könntest für meinen Blog. Aber für „grosse Mädchen“ … ?!

    Schau dir meinen Blog an, überleg in Ruhe und schreibe mir einfach.
    Also den Daumen hoch für dich :-)) , alles Liebe Sandra

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