826. Der umgestürzte Baum

Der umgestürzte Baum

Marie lag in ihrem Bett und konnte nicht einschlafen. Der vergangene Tag war einfach viel zu aufregend gewesen. Sie hatte am Vormittag gemeinsam mit Mama ein paar große und flache Steine bemalt und diese später am Bachufer im nahen Wald versteckt.

Der Weg dorthin war gar nicht so einfach gewesen, denn ein großer, umgestürzter Baum hatte ihnen den Durchgang versperrt.
»Wie sollen wir denn jetzt zum Bach kommen?«, fragte Marie. »Wir können doch nicht einfach durch die vielen Äste kriechen. Wir könnten uns die Haut dabei aufritzen oder stolpern.«
Mama grinste.
»Als ich in deinem Alter war, habe ich den ganzen Tag im Wald verbracht. Ich bin auf Bäume geklettert, habe mit meinen Freunden ein Baumhaus in einer alten Eiche gebaut und mich in dichten Büschen versteckt, wenn ich mal für mich allein sein wollte.«
Marie schaute Mama mit großen Augen an, schüttelte dann aber den Kopf.
»Ich möchte das aber Nicht. Vielleicht bricht ja noch ein Ast ab und fällt mir auf den Kopf.«
Mama nickte verständnisvoll.
»In Ordnung. Wir suchen uns einen anderen Weg. Ich denke der Baum wird hier nicht so schnell verschwinden.«
Doch dann geschah etwas, womit die Beiden nicht gerechnet hatten. Es raschelte aus allen Richtungen. Irgendwas oder irgendwer näherte sich. Wenige Augenblicke später stürmte eine große Gruppe Biber herbei.
Die Tiere stürzten sich begeistert auf den Baum und zerlegten ihn mit ihren Zähnen in unzählige kleine Stücke, bis der Weg wieder frei war.
Einer der Biber blieb vor Mama und Marie stehen und richtete sich auf.
»Wir sind Zahnstocherfabrikanten. Damit verdienen wir uns etwas nebenher.«
Dann verschwand er wieder mit seinen Artgenossen.

Und nun lag Marie im Bett und dachte immer wieder über dieses verrückte Erlebnis nach. Da half es nicht mal, dass sie sich ihre Schlafmütze bis weit über die Ohren gezogen hatte.
Ob sie jemals in ihrem Leben noch einmal etwas Ähnliches sehen würde?

(c) 2020, Marco Wittler

Bild von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay

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