Durch den Sturm
Die Zeichen standen auf Sturm. Am Horizont war Ein dunkelgraues Wolkenband zu sehen, das immer näher kam. Im Sekundentakt Schossen daraus Blitze zur Wasseroberfläche hinab.
Noch lag das kleine Schiff ruhig da, aber mit jeder Minute, die verging, bauten sich größere Wellen auf, schaukelten es hin und her, brachten in eine gefährliche Schieflage.
Der Kapitän stemmte sich mit aller Kraft gegen das Steuerrad, das ihm immer wieder aus dem Händen zu engleiten drohte. Der Matrose hatte sie im Ausguck angeseilt, um nicht über Bord geweht zu werden.
Das Wetter entwickelte sich zu einem Kampf um Leben und Tod. Jederzeit hätte das kleine Gefährt umgeworfen und versenkt werden können. Doch noch hielt sie die Mannschaft tapfer über Wasser.
“Wir werden uns nicht von dir besiegen lassen!“, brüllte der Kapitän in den Sturm hinein. „Wir werden dir nicht weichen!“
Der Sturm schien dies aber ganz anders zu sehen und legte nun erst richtig los. Er packte das Schiff, warf es hin und her, hob es hoch in die Lüfte, wo es einen Salto nach dem anderen machte und trotzdem widerstand.
Nach Stunden des Kampfes, war wieder Licht am Horizont zu sehen. Die Wolken rissen auf. Der Sturm sah seinem Ende entgegen.
“Nicht mehr lange.“, schwor der Kapitän den Matrosen ein. „Das schaffen wir noch.“
Sie mobilisierten die letzten Kräfte, die eigentlich schon nicht mehr in ihnen steckten und trotzten weiter dem Wetter, dass sie tot sehen wollte.
Und dann war es von einem Moment auf den nächsten vorbei. Die Wellen beruhigten sich, das Meer wurde wieder glatt. Das Schiff lag so still da, wie vorher. Die Mannschaft hatte es überlebt.
Der Kapitän warf dem übermütigen Wettergott auf der anderen Seite des Glases einen entschlossenen Blick zu, während dieser das Flaschenschiff wieder ins Regal stellen musste. Dann erklang die Stimme des noch viel größeren, aber freundlicheren Wettergottes.
“Max, wie oft habe ich dir gesagt, dass du mit meinen Miniaturschiffen nicht spielen sollst? Da steckt ganz viel Arbeit drin. Sie können ganz schnell kaputt gehen.“
(c) 2020, Marco Wittler
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