1112. Auf dem Spielplatz ist die Hölle los

Auf dem Spielplatz ist die Hölle los

Leni und Marie hatten sich schon den ganzen Tag auf diesen Moment gefreut. Am Morgen, als sie mit Mama und Papa am Frühstückstisch gesessen hatten, konnten sie Papa das Versprechen abringen, dass sie über die Stunden im Kindergarten ununterbrochen im Kopf behalten hatten. Sie hatten danach nur das Mittagessen hinter sich bringen müssen, um endlich dort zu stehen, wo sie nun waren: am Eingang des Kinderspielplatzes.
Der vielleicht letzte warme Tag in diesem Herbst lud geradezu ein, sich auf den vielen Spielgeräten die Zeit zu vertreiben.
Leni und Marie wussten nur zu gut, dass Papa nicht so gern zum Spielplatz ging. Es war ihm einfach zu langweilig, allein auf der Bank zu sitzen und zu warten. Doch heute sollte es anders sein.
Die drei gingen durch den Torbogen, ließen die breiten Buschreihen hinter sich und standen direkt vor dem Sandkasten. Den beiden Mädchen fielen fast die Augen aus dem Kopf. Auf den Bänken saßen schlecht gelaunte Kinder, während die Väter und Mütter laut lachend im Sand saßen, Burgen bauten, die Schaukeln besetzten und immer wieder rutschten.
»Was ist denn hier los?«, wunderte sich Leni. »Ich dachte, der Spielplatz ist nur für Kinder gemacht.«
Papa grinste und zeigte auf ein Schild, das beim letzten Mal noch nicht hier gestanden hatte. Darauf stand in dicken Buchstaben geschrieben, dass am letzten warmen Tag des Jahres die Eltern hier spielen durften und die Kinder auf sie aufpassen mussten.
»Das ist so, wie am letzten Freibadtag die Hunde schwimmen gehen und die Menschen zugucken müssen.«, erklärte Papa, bevor zu seinen Freunden lief und sich mit ihnen um eine Schüppe und einen Eimer zu streiten.

(c) 2021, Marco Wittler


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