1254. Ein Sturm im roten Meer

Ein Sturm im roten Meer

Die tapferen Wikinger hatten ihr grimmig schauendes Drachenboot in die Fluten gelassen. Die Segel waren gesetzt und der Wind trieb sie weit hinaus auf das rote Meer.
»Moment mal.« Steuermann Ole schob seinen Helm zur Seite, schob einen Finger darunter und kratzte sich am Kopf. »Rotes Meer? Ich dachte immer, dass das ganz weit im Süden liegt und man erst an den Pyramiden vorbei fahren muss. Die habe ich aber bis jetzt noch nicht gesehen. Ich glaube, da ist ein Fehler passiert.«
Kapitän Sven sah seinen Steuermann ernst an und schüttelte den Kopf. »Du sollst dir nicht so viele Gedanken machen. Wenn der Erzähler sagt, dass wir im roten Meer sind, dann wird das auch so stimmen. Erzähler sind allwissend. Das habe ich jedenfalls einmal gehört.«
Das Drachenboot der Wikinger fuhr weiter, während von Norden ein starker Sturm aufzog. Die Wellen türmten sich auf, die Mannschaft wurden gnadenlos hin und her geworfen. Die Männer mussten sich mit Seilen festbinden, um nicht über Bord geworfen zu werden. Mehr als einmal wäre das Boot beinahe gekentert. Aegir, der Meeresgott, zeigte kein Erbarmen, bis jemand eingriff, gegen die auf die größte Macht keine Chance hatte.
»Was machst du denn da schon wieder?«, fragte Mama genervt. »Habe ich dir nicht gesagt, dass du nicht mit dem Essen spielen sollst?«
Sie fischte das rote Papierschiff aus der Tomatensuppe und legte es zur Seite. »Und jetzt iss bitte weiter.«
Sven seufzte. Dabei hatte er doch gerade so viel Spaß gehabt. Er war nicht mal mehr dazu gekommen, einen gefährlichen Strudel zu erzeugen.

(c) 2022, Marco Wittler

Die Geschichte ist nach einem echt verrückten Bild entstanden. Schau mal bei Buntnuk vorbei. Sie macht großartige Kunst.

https://twitter.com/Buntnuk/status/1502376766240923653?s=20&t=q82G0RYrCCmOXf3F9IRzXQ

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